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14.02.2022

Genfer Tanz ums Brüssler Feuer

Festival-Pavillon von Leopold Banchini Architects


Vilvoorde ist ein Vorort am nördlichen Rand von Brüssel, wo die belgische Metropole bereits ins Umland übergeht. Hier treffen Reihenhausstrukturen auf Einfamilienhäuser, Gewerbegebiete, Industriekanäle und alte Militäranlagen. Auch zwei Kühltürme eines Kraftwerks ragen empor, was in der Summe eine hübsche postindustrielle Landschaft ergibt. Keine schlechte Umgebung für ein Festival, das Musik, Kunst und Architektur miteinander verschmelzen will. Das entsprechende Vorhaben nennt sich Horst und findet auf einem alten Fabrikgelände statt. Leopold Banchini Architects (Genf) konnten hierfür im letzten Jahr einen kleinen Holzpavillon verwirklichen.

Das Festival ist nach seinem ursprünglichen Veranstaltungsort benannt, dem Kasteel van Horst nordöstlich von Leuven. Der Umzug nach Vilvoorde erfolgte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, die dort mittelfristig ein neues Stadtquartier entwickeln möchte. Horst wird das sogenannte Asiat-Gelände unter anderem mit einem dreitägigen Festival, mehreren eintägigen Open Airs und einer großen Ausstellung ortspezifischer Arbeiten bespielen. Letztere wird in Kooperation mit dem KANAL-Centre Pompidou umgesetzt, einem Ableger der Pariser Insitution in Brüssel. Man darf hier also hochkarätige Beiträge unter anderem von Kirs Lemsalu, Laure Prouvost und Anthonyy Ngoya erwarten.

Aber zurück zum Pavillon von Leopold Banchini und seinem Team. Der Rundbau nennt sich Moon Ra und ist nicht der bildenden Kunst, sondern der Musik gewidmet. Seine primäre Funktion ist der Tanz um ein offenes Feuer. Eine Tanzfläche im eigentlichen Sinne gibt es jedoch nicht, der Pavillon ist als bloße Überdachung einer Feuerstelle im Mittelpunkt der Struktur konzipiert. Über eine Klappe im First kann die Abluft gesteuert werden. Da das Festival in diesem Jahr bereits Ende April stattfindet, dürften sich so manche Besucher*innen spätestens in den frühen Morgenstunden über eine solche geschützte Wärmequelle freuen.

Eine konstruktive Besonderheit des simplen Bauwerks aus Holz gibt es, die nicht gleich ersichtlich ist. Hier kamen nämlich keine neuen Baustoffe zum Einsatz, sondern das Projekt ist Teil einer präzisen Recyclingstrategie. Fala Atelier hatten für das Festival schon vor einigen Jahren eine Bühne namens Feathers Stage verwirklicht, die nun von den Architekt*innen zerlegt, katalogisiert und schließlich in neuer Form wiederaufgebaut wurde. Dies geschah in Zusammenarbeit mit einem studentischen Team im Rahmen eines einwöchigen Konstruktionsworkshops. (sb)

Fotos: Maxime Delvaux, Wallis Annika, Jeroen Verrecht, Jules Emile, Leopold Banchini



Zum Thema:

www.horstartsandmusic.com


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