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14.02.2022

Im Gewächshaus forschen

META und Van Bergen Kolpa Architecten in Flandern


In den Auktionshallen der Genossenschaft Reo Veiling im belgischen Westflandern werden seit den 1940er Jahren Obst und Gemüse verkauft. Von dort aus finden die Früchte ihren Weg nach Europa, Kanada, Amerika und Asien – jährlich sind es 200 Millionen Kilo. Seinen Sitz in der Stadt Roeselare baute das Unternehmen stetig aus. 2015 eröffnete es eine neue Verpackungshalle und erweiterte diese nun durch die Aufstockung des Gebäudes mit einem außergewöhnlichen Gewächshaus – der Agrotopia.

Für die Aufstockung zeichnen die Büros META (Antwerpen) und Van Bergen Kolpa Architecten (Rotterdam) verantwortlich. Die kürzlich fertiggestellte Erweiterung vereint auf 9.500 Quadratmetern Bruttogrundfläche sowohl die Funktionen eines Gewächshauses, das als Forschungszentrum dient und unterschiedliche Akteure miteinander vernetzt, als auch die Möglichkeit, Besucher*innen landwirtschaftliche Prozesse näherzubringen. An den Gesamtkosten des Projekts von circa 11 Millionen beteiligte sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung mit 900.000 Euro.

Grundlage des Vorhabens ist das öffentliche Programm „Pilotprojekte Produktive Landschaften“, das 2014 vom flämischen Umweltministerium, dem Team Vlaams Bouwmeester, dem Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei Flandern und dem Institut für Landwirtschafts- und Fischereiforschung ins Leben gerufen wurde. Es unterstützt Vorhaben, die sich der Verknüpfung von Landwirtschaft und Gesellschaft widmen. Im Anschluss an die Bewerbungsphase wurde die Agrotopia als eines von fünf Pilotprojekten ausgewählt. Im Rahmen der Weiterentwicklung wurde gemeinsam mit der Bauherrschaft, bestehend aus Reo Veiling und dem Forschungszentrum Inagro, 2015 ein Verhandlungsverfahren für das Bauprojekt ausgelobt.

Der nun gebaute Siegerentwurf zeichnet sich durch eine geradezu expressive Architektur aus, die – ganz im Sinne der Forschung – die unterschiedlichen Prozesse im Gewächshaus sichtbar macht und die Pflanzen mit ausreichend Sonnenlicht versorgt. Über eine dem Bestandsbau vorgesetzte Treppe, die ebenfalls von der gläsernen Gewächshausfassade umfangen wird, gelangt man in das Gewächshaus auf dem Dach der Verpackungshalle. Wichtig für Produktion und architektonische Erscheinung sind fünf massive Wassersilos im Westen des Ensembles, die Regenwasser speichern. In dem direkt darüberliegenden Gebäudeteil sind Flächen für Vertical Farming entlang der Fassade untergebracht. Zum Raumprogramm der ungewöhnlichen Aufstockung zählen Technik- und Sortierräume, Büro-, Besucher- und Veranstaltungsflächen sowie natürlich weite Anbauflächen. (sla)

Fotos: Filip Dujardin, Filippo Rossi (Luftaufnahme)


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