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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Nachverdichtung_in_Paris_von_MARS_Architectes_7811326.html

17.01.2022

Holzwohnhaus im grünen Hinterhof

Nachverdichtung in Paris von MARS Architectes


Bereits 2012 wurden MARS Architectes (Paris) von der Immobilienfirma Gecina beauftragt, deren Pariser Immobilien auf Nachverdichtungsmöglichkeiten hin zu überprüfen. Daraus ist nun ein bemerkenswertes erstes Projekt entstanden. Im 12. Arrondissement – kaum 100 Meter von der Place de la Nation entfernt – konnte im Hof eines Wohnblocks ein schmales Wohnhaus aus Holz mit 14 Wohnungen auf insgesamt 716 Quadratmetern realisiert werden.

Der Neubau steht im rechten Winkel hinter dem Vorderhaus, das mit seinen elf Geschossen den Lärm der großen Straße, der Avenue de Saint Mandé, fernhält. Der Weg führt durch den Bestandsbau in einen überraschend satt begrünten Hinterhof und dann im sanften Linksschwung auch durch eine Passage des Neubau. Ein vorgeschobenes Vordach markiert den Durchgang. Dahinter folgt ein zweiter, ganz in Weiß gehaltener Hof, der als Treffpunkt für die Bewohner*innen des Neubaus gestaltet ist – eine Hof-im-Hof-Strategie, könnte man sagen.

In diesem strahlend weißen zweiten Hof führt eine offene Treppe zu Laubengängen, von denen aus die 14 unterschiedlich großen Wohnungen erschlossen werden. Im Erdgeschoss liegen fünf Kleinstwohnungen mit 1 oder 2 Zimmern, im ersten Obergeschoss vier weitere. Bei den 2-Zimmer-Wohnungen wurden in die Wand zwischen den Zimmern je zwei Schiebetüren eingesetzt, sodass eine umlaufende Verbindung möglich ist, die die Wohnungen flexibler nutzbar macht und größzügiger erscheinen lässt. Im zweiten und dritten Obergeschoss liegen vier Maisonettes.

Neben dem Freiraum auf den Laubengängen verfügt jede Wohneinheit über einen Austritt zu einem schmalen, gemeinsamen Balkon an der Holzfassade. Hier erinnert die Gestaltung an das bekannte Haus an einer Brandwand, das Herzog & de Meuron 1988 wie ein edles Möbelstück in einen Baseler Hinterhof stellten. Im Vergleich zu Basel ist die Fassade in Paris jedoch deutlich einfacher gehalten. Die Architekt*innen sprechen von der repetetiven strukturellen Klarheit japanischer Holztempel. Tatsächlich sollen die Balkone die Holzfassade vor Wasserschlag schützen. Die offenen Enden der Holzträger sind mit einem weißen Anstrich behandelt, der eine zusätzliche Struktur schafft und auf das Weiß des zweiten Hofs verweist.

Eine große Herausforderung stellte die Baulogistik dar. Wegen des elfgeschossigen Bestandbaus konnten größere Materialien weder durch die Luft noch durch den Eingang transportiert werden. So wurde eine ungewöhnliche Baustellenzufahrt geschaffen: Durch die Tiefgarage des Wohnblocks und dann durch ein in die Betondecke geschlagenes Loch von 3,5 x 2,3 Metern. In Kombination mit den ökologischen Vorteilen waren es auch diese Einschränkungen, die zur Wahl von Holz als Konstruktions- und Fassadenmaterial führten. (fh)

Fotos: Charly Broyez



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