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11.01.2022
Vom Hinterhaus zum Stadtwohnturm
Aufstockung von JAVA Architecture in Paris
Sie mussten entweder völlig verrückt sein oder genial: So die Einschätzung von JAVA Architecture (Paris) über die Bauherren eines kleinen Stadthausprojekts in Paris. Das Ehepaar hatte im Jahr 2017 ein baufälliges Häuschen in einem Pariser Hinterhof gekauft, ohne eine Ahnung zu haben, ob der gewünschte Umbau machbar oder genehmigungsfähig sei. Das angefragte Büro war bereit, sich auf das Abenteuer einzulassen und dabei zu helfen, der mittelständischen Familie das Wohnen in einer der teuersten Städte der Welt zu ermöglichen.
Nach Analyse des Standorts und des Bestands entschieden sich die Architekt*innen, die vorhandene dreigeschossige Struktur um drei weitere Stockwerke zu ergänzen. Vom ersten Entwurf bis zum Baubeginn musste jedoch ein recht zähes, langjähriges Ringen um die Akzeptanz des ungewöhnlichen Bauvorhabens mit Behörden, Grundstücks-Miteigentümer*innen und Nachbarn durchgestanden werden. Zudem verlangte das knappe Budget der Bauherrenfamilie einiges an planerischem Geschick. Das letztendliche Ergebnis kann sich sehen lassen.
Insgesamt sechs Geschosse türmen sich nun auf der 4 x 6 Meter großen Grundfläche. Um die Bestandsstruktur erhalten zu können, musste der Aufbau als Leichtbaukonstruktion realisiert werden. Die gewählte Holzbauweise rückt das Material auch gestalterisch in den Fokus, was sich außen an Teilen der Fassade und innen an der Fachwerkstruktur und der Holztreppe ablesen lässt.
Die städtebauliche Verortung ließ lediglich zu einer Seite Ausblicke und Öffnungen zu. Die Architekt*innen reagierten darauf, indem sie die zum Innenhof liegende Front jedes Stockwerks als unabhängiges Element behandelten und unterschiedlich verkleideten, wobei sie mit verschiebbaren Paneelen aus Holz, vertikalen Holzlatten oder Polycarbonat und entsprechend der jeweiligen Nutzung des Geschosses verschiedene Grade an Transparenz zuließen. Die an das Nachbargrundstück beziehungsweise -gebäude angrenzenden Seiten sind hingegen opak ausgeführt und verputzt, während die rückseitige Fassade sowie das satteldachgedeckte oberste Geschoss ebenfalls mit transluzentem Polycarbonat umhüllt wurden. (sab)
Fotos: Caroline Dethier
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