Ökologische und soziale Nachhaltigkeit, Bezahlbarkeit der Stadt, Partizipation und demokratische Teilhabe oder die Neuverhandlung des öffentlichen Raums fordern Architektur, Städtebau und Freiraumplanung heraus. Mindestens so entscheidend wie das Was ist das Wie. Deshalb sind Verfahrensformen und der frühzeitige Blick auf Planungsvorhaben so wichtig. Ein Werkstattverfahren läuft eben anders ab als eine Mehrfachbeauftragung. Während etwa am Berliner Molkenmarkt der Blockrandfetisch vergangener Tage Auferstehung zu feiern scheint, schließt das Verfahren für das Vollgut-Areal in Neukölln an die Gestaltungsprozesse für das Dragoner-Areal (2020) oder das Haus der Statistik (2019) an.
Im Jahr 2021 haben Bauvorhaben wie ein Opernneubau oder die Kunstakademieerweiterung in Düsseldorf oder ein Büropark mit Hochhaus in Potsdam Kritik provoziert, weil die Initiatoren (ja, es sind alles Männer) ihre Projekte ohne ausreichend Rücksprache mit der Öffentlichkeit realisieren wollen. Auf der anderen Seite zeigen die Geschehnisse am Kölner Ebertplatz oder die Wettbewerbsentscheidungen im Kontext der IBA 2027 StadtRegion Stuttgart, wie Pläne transparent entwickelt werden können.
Planungsprozesse in der Architektur dauern lange und sind meist komplex. In der bildfixierten Aufmerksamkeitsökonomie des Digitalen ist ihre Darstellung eine Herausforderung. Dieser werden wir uns in der Baunetz-Redaktion stellen. Im kommenden Jahr widmen wir uns verstärkt der Phase vor Baubeginn, sowohl den Akteuren und Verfahren als auch den planerischen Konstellationen. Wer beauftragt und wer bezahlt? Wer ist involviert und wer profitiert? Was ist Floskel und was hehres Ziel? Diese Fragen werden wir stellen – und beantworten. (gh)
Teaserbild: Entwurf für Opernneubau in Düsseldorf von Snøhetta. Visualisierung: Centrum / Snøhetta / Boomtown