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27.10.2021
Reizreduzierte Atmosphäre
Kita in Kirchseeon von meck architekten
„Es sind Räume, die in ihrer Einfachheit Aneignung zulassen“ oder „eine bewusst reizreduzierte Atmosphäre“ zum Ziel haben: So beschreiben meck architekten ihr fertiggestelltes Haus für Kinder in Kirchseeon, rund 30 Kilometer östlich von München entfernt. Bereits Ende 2014 stand das Münchner Büro als Sieger eines Architekturwettbewerbs fest, den die Marktgemeinde Kirchseeon ausgelobt hatte. Nutzer des Neubaus für einen Kindergarten und eine Krippe mit jeweils drei Gruppen und Platz für insgesamt 120 Kinder ist nun, einige Zeit später, der kirchliche Träger Johanniter.
Der Entwurf von Axel Frühauf und seinerzeit Andreas Meck erhielt nicht nur aufgrund der puristischen Ästhetik den Siegerplatz, für die das Planungsteam weitreichend bekannt ist, wie jüngere Projekte in Poing, Garching oder München bereits beweisen. Auch war in Kirchseeon der Umgang mit der schwierigen städtebaulichen Situation ausschlaggebend. Es galt, einen ausreichenden Lärmschutz aufgrund der nahe verlaufenden Bundesstraße zu gewährleisten sowie das Gebäude in eine Hanglage und in eine herausfordernde Grundstücksform zwischen der Münchner Straße und dem Gartenweg rund um vorhandene Bebauung einzupassen. Die von den Architekt*innen präsentierte Lösung sah hierfür einen länglichen Baukörper vor, dem zu beiden Seiten versetzt gegenüberliegend jeweils ein Innenhof vorgelagert ist. Straßenseitig gefasst sind die Freispielflächen für Krippe und Kindergarten durch Nebenräume wie Carport oder Gerätehäuschen. Die kompakten Wände, die die Spielhöfe umfassen, dienen dem Schallschutz und bilden insgesamt eine klare Kontur für das bebaute Gelände.
Wahlweise offen und großzügig oder nutzungsabhängig trennbar zeigt sich das Innenleben. Die zentrale Erschließungszone für beide Flügel stellt das durchgesteckte, lichtdurchflutete Foyer in der Gebäudemitte dar. Von hier aus führen Verbindungstreppen in die beiden Nutzungsbereiche der Krippe beziehungsweise des Kindergartens auf den verschiedenen Ebenen. Diese antworten auch auf das unterschiedliche Höhenniveau des Geländes. Darüber hinaus haben beide Bereiche eigene Erschließungssysteme, sodass sie unabhängig voneinander funktionieren. An das Foyer grenzt ein großer Mehrzweckraum, der ebenfalls entweder flexibel abtrennbar ist oder gemeinschaftlich genutzt werden kann.
Innen bilden bodentiefe Fenster, Massivholzflächen und Natursteinböden aus Jurakalk einen ruhigen architektonischen Rahmen für eine quirlige Nutzerschaft. Außen sind die Fassaden mit einer vertikalen Leistenschalung aus Lärchenholz versehen, dazu gesellen sich Sichtbeton und warme Holzoberflächen rund um Türen und Fenster. Darüber sollte auch ein grundlegendes Verständnis für Räumlichkeit und Materialität vermittelt, den Erzieher*innen gleichzeitig Freiraum für ihre pädagogische Arbeit zur Verfügung gestellt werden.
Leider waren Planung und Bau des Haus für Kinder mit einigen Hindernissen verbunden: Kontaminiertes Erdreich zu Beginn der Bauphase und ein Wasserschaden kurz vor Fertigstellung führten zu Verzögerungen und Kosten in Höhe von rund 7 Millionen Euro – weitaus mehr als geplant. Endlich fertiggestellt, kommen nun Personalmangel und dadurch ein Engpass in der Betreuungssituation hinzu. Die Liste der strukturellen Defizite, die durch die Lokalpresse wandert, ist lang, bleibt aber hoffentlich losgelöst vom architektonischen Ergebnis. (sab)
Fotos: Simon Menges
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Spielhof des Kindergartens
Eigene Erschließung der einzelnen Nutzungsbereiche samt Spielflur
Kindergarten
Mehrzweckraum
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