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19.11.2021
Aufgesattelt auf Ruinen
Scheunenumbau in Island von Studio Bua
Es ist ein Ort, wie man ihn immer wieder auf Island findet: ein ehemaliges Gehöft, aufgegeben, brachgefallen und marode. Auch am Hlöðuberg in Skarðsströnd an der isländischen Westküste fand sich ein solcher Hof – Wohnhaus, Scheune, Stall, alle unterschiedlich baufällig. Studio Bua (Oslo, London) entwickelten, beauftragt von der privaten Bauherrin, eine Vision für sukzessiven Umbau und -nutzung der Überreste. Das erste Gebäude – die ehemalige Scheune – wurde im Frühjahr dieses Jahres fertiggestellt.
Was einst Scheune war, ist nun Atelier und Ferienhaus. Die relativ stabile Betonkonstruktion des Bestands wurde dabei weitgehend erhalten. Doch während sich die Außenmauer des eigentlichen Gebäudes als robust erwies, zeigten sich die fragilen Mauern rund um den vorgelagerten Innenhof als zu schwach, um darauf aufbauen zu können. Die Intervention der Architekt*innen beschränkte sich deshalb auf das ehemalige Gebäude, während der Innenhof bewusst unberührt und ruinös blieb.
Zwischen die alten Mauern des Erdgeschosses platzierten Studio Bua die Küche samt Essbereich und das Atelier. Die Böden sind aus Beton, an den Wänden kam gebeiztes Birkensperrholz zum Einsatz, die Farbpalette ist von den umgebenden Wiesen und Hängen inspiriert, schreiben die Planer*innen. Für das aufgesattelte Obergeschoss wurde eine Holzrahmenkonstruktion verwendet. Das kleine Wohnzimmer oberhalb der Küche bekam ein großes Fenster mit Blick auf den Strand und den Breiðafjörður. Die beiden haushohen, offenen Raumbereiche an den Schmalseiten des Hauses orientieren sich an der Ursprungsstruktur der Scheune. Wo früher das Heu eingebracht wurde, liegen nun die Treppe und das Atelier.
Interessant ist auch die Materialliste. Im ersten Stock kamen für Wände und Boden weiß gebeizte Kiefernbretter zum Einsatz, anderes wurde aus Beton- (Sitzplätze außen) und Sperrholzresten (Einbauschränke, Garderobe) vor Ort gefertigt. Außerdem trifft neu – neben Markenprodukten auch Ikea! – auf alt: So stammen alle Innentüren und die Spüle aus einem Secondhand-Betrieb in Reykjavik, wo wiederverwendbare Baumaterialien recycled werden. (kat)
Fotos: Marino Thorlacius
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