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16.08.2021

BIG in der Tiefsee

Pläne für Metallförderanlage vorgestellt


Gleich vorweg: Der Abbau von Manganknollen in der Tiefsee gehört zu den in ökologischer Hinsicht aktuell umstrittensten Rohstoff-Projekten überhaupt. Der Meeresgrund stellt einen der am wenigsten erforschten Teile der Erde dar, weshalb niemand die Folgen einer kommerziellen Förderung auch nur ansatzweise abschätzen kann. Manganknollen sind jene klumpigen Mineral-Aggregate, die neben dem namensgebenden Mangan auch viele andere Metalle erhalten. Der Theorie nach müssen sie lediglich vom Meeresboden gepflückt werden, was in den 1970er Jahren einen Boom entsprechender experimenteller Unternehmungen nach sich zog. Dauerhaft etablieren konnte sich diese Form der Rohstoffförderung aber nicht. Jedoch gibt es seither mit der International Seabed Authority immerhin eine Institution, die von ihren Mitgliedsstaaten mit der Regulierung jeglicher Tiefseeaktivität beauftragt ist.

Anlass für diesen kleinen Exkurs ist ein Projekt, das BIG aus Kopenhagen und die kanadische The Metals Company aus Vancouver kürzlich vorgestellt haben. Ihr großmaßstäbliches Förderprojekt umfasst sowohl schwimmende Einheiten als auch eine Produktionsstätte an Land. Letztere soll wiederum in einen größeren Technologiecampus eingebunden werden. Das Ziel, laut Presseerklärung, ist die Revolutionierung der Rohstoffförderung mit Blick auf die Energiewende. Bei aller Kritik an der Tiefseeförderung ist schließlich auch richtig, dass es für die Herstellung der vielen dringend benötigten Elektroautos, Solaranlagen, Windfarmen und Stromspeicher großer Mengen an metallischen Rohstoffen bedarf.

Bisher hat The Metals Company als typischer Startup noch kein Geld verdient. Das nun zusammen mit BIG vorgestellte Projekt muss deshalb primär als Absichtserklärung verstanden werden. Gelingt es, mit suggestiven Bildern für die Unterstützung des Projekts zu werben? Offensiv betont werden jedenfalls die vermuteten ökologischen Vorteile des Knollensammelns im Vergleich zu konventionellen Fördermethoden, die bekanntlich ebenfalls nicht gerade umweltfreundlich sind. Eine Art Sauger gleitet in den Bildern über den dunklen Meeresgrund, um die Knollen aufzunehmen, zu zerkleinern und den resultierenden Schlamm schließlich über einen Schlauch an die Wasseroberfläche zu leiten. Über weitere Gefährte und Verarbeitungsstufen würde das Gemisch schließlich an Land gelangen. Dort folgte dann – natürlich in einer harmlosen, gläsernen Fabrik – die Weiterverarbeitung zu sortenreinen Metallen. Als Standorte kommen mehrere Pazifikstaaten in Frage, die alle in der rohstoffreichen Clarion-Clipperton Zone liegen. The Metals Company hat hier nach eigenen Aussagen Zugang zu mehreren bestehenden Förderlizenzen. In Zusammenarbeit mit internationalen Experten will das Unternehmen zunächst klären, welche Folgen der Abbau für die Tiefsee haben könnte.

Tatsächlich ist nach heutigem Stand weitestgehend unklar, ob und in welcher Form die Manganknollenförderung jemals stattfinden wird. Neben privaten Unternehmen sind auch zahlreiche Hochschulen mit dem Thema beschäftigt – auf Seiten der Unterstützer wie der Kritiker. Zumindest den Erwartungen der Auftraggeber dürften die von BIG produzierten Bilder aber voll entsprechen. Denn die schöne neue Welt der Metallherstellung, die hier zu sehen ist, verspricht einen konfliktfreien Aufbruch in eine nachhaltige Zukunft – wünschenswert, aber vermutlich nicht ganz realistisch. (sb)


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