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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Baubeginn_in_Shanghai_766164.html

30.04.2009

Ländlich, städtisch, interaktiv

Baubeginn in Shanghai


Morgen ist „Tag der Arbeit“. Auch in Shanghai. Dort beginnt am 1. Mai nicht nur der Ein-Jahres-Countdown für die World Expo 2010, sondern auch der Bau des Schweizer Pavillons. Am 29. April wurden deshalb in Bern vorsorglich die Details des Schweizer Auftritts vorgestellt. Die Eidgenossen hatten in China bereits 2007 ihr Pavillon-Konzept vorgestellt, das einem zweistufigen Projektwettbewerb entstammt, den die ARGE Buchner Bründler Architekten und Ausstellungsgestalter Element gewonnen hatten (siehe Baunetz-Meldung vom 6. Dezember 2007).


Von Anfang Mai bis Ende Oktober 2010 will sich der Alpenstaat mit einer Erlebnislandschaft aus „Stadt und Land, modernster Schweizer Technik und Innovationskraft“ darstellen. Der Pavillon setzt sich mit „ländlich-städtischer Interaktion“, einem der fünf EXPO-Unterthemen, auseinander. Konstruktiv gesehen, besteht das Gebäude im Prinzip aus zwei Zylindern und einem begrünten Flachdach, von dessen Kanten ein Vorhang mit dekorativer Solartechnik herunterbaumelt.


Im Innern des Gebäudes gibt es zahlreiche Ausstellungsflächen auf Rampenebenen (eine Multifunktionsbühne, einen VIP-Bereich sowie ein Restaurant) die gemeinsam mit den Besucherströmen eine abgeschottete, urbane Umgebung darstellen. Das bepflanzte Dach mit seiner leicht gewellten, begrünten Topographie soll einen Kontrast dazu bilden. Als Link zwischen beiden Welten dient ein Sessellift.


Präsenz Schweiz, die offizielle PR-Agentur der Eidgenossen, beschreibt den Pavillon so: „Von außen präsentiert sich der Pavillon als hybrides Gebäude, welches Stadt und Land, Technik und Natur in sich vereint. Umhüllt wird der Baukörper von einer aus 17 Metern Höhe hängenden Fassade, die aus einem grobmaschigen Drahtseilnetz besteht, an dem in unregelmässigen Abständen 11.000 Zellen aus umweltfreundlichem Klarharz angebracht sind. Die Fassade erzeugt mit Hilfe von modernster Solartechnik Strom und lässt die Sonneneinstrahlung als gestalterische Kraft sichtbar werden. Der Strom entlädt sich in Leuchtdioden, welche je nach Lichteinfall und Lichtintensität in unterschiedlicher Anzahl, Formation und Dauer aufblitzen.“ Die Chinesen, bekannt für Kitsch jeglicher Art, werden es lieben.


Im Innern des Pavillons führt der Rundgang den Besucher vorbei an digitalen Schweizern, die über ihre Zukunftsvisionen plaudern, zu einer Terrasse mit digitalem Ausblick auf die Schweizer Bergwelt. Einblicke in konkrete Schweizer Lösungsbeispiele in den Bereichen Luft- und Wasserqualität, nachhaltiges Bauen sowie Mobilität geben zahlreiche 3D-Ferngläser. Zum Abschluss kann man einen Sessellift besteigen, der zu einer sprichwörtlich märchenlandartigen Reise auf das Gründach des Pavillons einlädt.


Nicht ohne Grund fällt das Konzept sehr tourismusorientiert aus. Erstens werden zur Expo 2010 nur fünf Prozent ausländische Besucher erwartet, zweitens gehört die Schweiz bereits heute zu den beliebtesten Reisezielen neureicher Chinesen: Dort können sie begehrte Markenartikel einkaufen, mit Lamborghinis über die A1 rasen und die erhofften Postkartenstereotype anglotzen. Wie kaum ein anderes Land in Europa betreibt die Schweiz erfolgreiches Tourismusmarketing in China.


Buchner Bründlers hybrides Schweizer Märchenland für Shanghai wird am Ende noch ergänzt durch den Städtepavillon der Städte Basel, Genf und Zürich, welcher sich in der Zone der Urban Best Practice Area befindet. Eben dort, wo auch das deutsche Hamburg House (siehe Baunetz-Meldung vom 1. April 2009) 2010 zu sehen sein wird. Hier thematisieren die drei Schweizer Städte das Thema "Wasser und urbane Lebensqualität" als Standortfaktor, basierend auf ihren Erfahrungen mit nachhaltigem Wassermanagement.


„Sie glauben wohl auch, wir Schweizer sind etwas zurückgeblieben?“ wunderte sich dereinst der bärtige Alm-Öhi in einer deutschen Schokoladenwerbung. Betrachtet man den Schweizer Länderpavillon für Shanghai, der auch manch scheinbare Ungereimtheiten im Selbstverständnis der Schweiz aufzeigt, vielleicht aber gar parodiert, kann die Antwort nur lauten: „Aber schade, das stimmt nicht!“


Till Wöhler, Peking



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