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26.05.2021
Modernism, reloaded
Zum Tod von Terence Riley
Der Architekt und langjährige Kurator des Museum of Modern Art in New York Terence Riley ist tot. Er starb letzte Woche im Alter von 66 Jahren. Sein Wohnhaus, das er sich 2005 in Miami selbst gebaut hat und in dem er bis zu seinem viel zu frühen Tod lebte, wirkt wie das gebaute Vermächtnis seiner eigenen biographischen Verflechtung mit den Heroen der Moderne. Es folgt der Typologie der Hofhäuser von Mies, neu interpretiert für das entspannte Lebensgefühl Floridas. Insbesondere als Ausstellungsmacher setzte Riley immer wieder Akzente für den Architekturdiskurs.
Von Andres Lepik
Nach einem Studium der Architektur und Arbeitserfahrungen in den Büros von Marcel Breuer und Bernhard Tschumi gründete Terence Riley 1984 zusammen mit John Keenen das Büro Keenen/Riley in New York. Durch eine Ausstellung, die er 1991 zu seinem Großonkel Paul Nelson an der Columbia University organisierte, sammelte er erste Erfahrungen mit dem Kuratieren. Bei dieser Gelegenheit wurde er vom Übervater des „International Style“ Philip Johnson entdeckt, der ihn ein Jahr später als Kurator ans MoMA holte. Kurz darauf rückte Riley auf jene legendäre Stelle des Chief Curators der Abteilung Architektur & Design, die 60 Jahre zuvor für Johnson geschaffen worden war.
Aber noch mit seiner letzten Ausstellung an der Columbia University „The International Style. Exhibition 15 and The Museum of Modern Art“ zeigte Riley, wie er die neue Position inhaltlich ausrichten wollte: an erster Stelle mit einer wissenschaftlich-kritischen Aufarbeitung der institutionellen Vorgeschichte und der damit verknüpften Legenden. Das war nicht immer im Sinne seines Mentors, dessen schillernde Rolle am MoMA hinterfragt wurde. Riley blieb 14 Jahre Leiter des Architecture and Design Department des MoMA, und seine Amtszeit war über die längste Zeit durch den langen Arm Johnsons geprägt. Aber es gelang Riley in dieser Zeit, das Department neu zu strukturieren und der Architektur wieder eine höhere Aufmerksamkeit im Museum zu verschaffen.
Vor allem war es ihm jedoch eine Herzensangelegenheit, selbst viele Talente im Architekturbereich zu entdecken und ihnen über Ausstellungen im MoMA eine Plattform zu geben. Dafür konzipierte er das erfolgreiche Young Architects Programm YAP mit dem Sommerpavillon am PS1 in Queens. Es diente in den folgenden Jahren als Sprungbrett für die Karrieren vieler junger Büros wie etwa ShoP oder WORKac. Die weiteren von Terence Riley kuratierten Ausstellungen am MoMA wie „Light Construction“ von 1995 oder auch „The Un-Private House“ von 1999 gründen thematisch auf den zentralen Fragestellungen der Moderne und rücken sie in die zeitgenössische Perspektive.
Um Stilphänomene wie die Postmoderne und den Dekonstruktivismus machte Riley hingegen einen großen Bogen. Der geografische Fokus seiner Themen blieb an die Achse Nordamerika-Europa-Japan gebunden und folgte damit ebenfalls dem Kanon der Moderne. Wenn er mit „Tall Buildings“ im Jahre 2004 diesen Rahmen erweiterte, dann nur, um das Hochhaus als globale Erfolgsgeschichte zu präsentieren, die in den Vereinigten Staaten ihren Ursprung nahm. Ein Höhepunkt seiner Karriere am MoMA stellte zweifellos die Ausstellung „Mies in Berlin“ dar, mit der er im Jahre 2001, gemeinsam mit Barry Bergdoll, (der die Position des Chief Curators 2006 übernahm) ein weiteres Kapitel der MoMA-Geschichte beleuchtete. In diesem Fall war es die Revision der frühen Karriere Mies van der Rohes, der seinen Aufstieg in den USA nach 1938 ganz zentral dem Wirken von Johnson verdankte.
Eine seiner wichtigsten Aufgaben in den 2000er Jahren bestand in der Suche nach einem Architekten für den Erweiterungsbau des MoMA. Riley führte ein Charette-Verfahren mit 10 internationalen Architekten durch, darunter Rem Koolhaas und Herzog & de Meuron, aus dem Yoshio Taniguchi als Gewinner hervorging. Ob Taniguchi Rileys persönlicher Favorit war, hat er zwar nie öffentlich kommentiert, aber es ist nicht einmal unwahrscheinlich, weil diese Erweiterung noch einmal ganz den Geist der Gründungszeit des MoMA atmete. Im Jahre 2006, nur ein Jahr nach dem Tod Philip Johnsons, wechselte Terence Riley als Direktor des Perez Art Museum nach Miami. Ein Grund dafür war sicher, dass er in dieser Position den lang geplanten Neubau des Museums leiten konnte, der von Herzog & de Meuron entworfen wurde. 2009 zog sich Riley aus der Leitung des Museums in Miami zurück, blieb aber weiter der Kunst- und Architekturszene in Miami mit vielen Projekten aktiv verbunden. Er arbeitete auch wieder als praktizierender Architekt in der Bürogemeinschaft mit John Keenen.
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