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20.04.2021
Eingereihtes Raumwunder
Kunsthaus Göttingen von Atelier ST
Im November 2018 erfolgte der Baubeginn für das Kunsthaus Göttingen mit der hübschen Adresse „Düstere Straße 7“, nun ist der kompakte Neubau fertig. Das Projekt bildet einen elementaren Bestandteil der Sanierung der südlichen Altstadt in Göttingen sowie des hier geplanten „Kunstquartiers“. Der Entwurf stammt vom Atelier ST (Leipzig), die sich 2016 nach einem zweiten Platz im Wettbewerb im anschließenden Vergabeverfahren durchgesetzt hatten.
Das Kunsthaus soll ein lebendiges Kulturzentrum mit Fokus vor allem auf zeitgenössische Arbeiten auf Papier – von Zeichnungen über Druckgrafik bis hin zu Buch- und Plakatkunst –, aber auch mit Interesse an Fotografie und neuen Medien werden. Pro Jahr sollen drei oder vier Ausstellungen stattfinden. Das Haus geht dabei im Wesentlichen auf eine Idee des Verlegers Gerhard Steidl zurück, der in seiner Geburtsstadt Göttingen seit 1968 seinen Verlag betreibt und sich vor allem mit Fotografie- und Kunstbüchern einen Namen gemacht hat. Schon 2008 hatte Steidl gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister den Plan für ein Kunstquartier mit dem Kunsthaus im Zentrum vorgestellt. Danach wurden für die Idee private und öffentliche Mittel akquiriert, darunter auch 4,5 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“. Insgesamt kostete der Neubau rund sechs Millionen Euro.
Der Entwurf von Atelier ST zeigt ein dreigeschossiges Haus mit hohem Spitzdach, das sich an den benachbarten Fachwerkhäusern in der Düsteren Straße orientiert. Wie bei den historischen Vorbildern vergrößert sich mit jedem Geschoss die Grundfläche ein Stück, der gerillte Putz der Fassade soll an die schlichten Lagerhäuser und Depots erinnern, die in der Altstadt noch immer hier und dort zu finden sind. Das Haus ist zur Straße weitgehend geschlossen, jede Etage verfügt lediglich über ein schmales, bodentiefes Fenster. Mittels einer Schiebewandkonstruktion können alle Fenster vollständig verschlossen werden, etwa für Projektionen oder Videoarbeiten im Inneren. Nach außen wird dadurch die Eingangstür betont, die in ein offenes Foyer führt, das wiederum den Blick in einen begrünten Innenhof freigibt.
Aufgrund seiner massiven Stahlbetonstruktur bietet der Neubau auf jeder Ebene einen etwa 120 Quadratmeter großen Ausstellungsraum, der bei einer Deckenhöhe von 3,20 Meter gänzlich frei von Stützen ist. Trotz der beengten Grundstücksgröße entstünden „ungeahnt großzügige Ausstellungsflächen“, wie die Architekt*innen anmerken. Auch Steidl selbst spricht von einem „Raumwunder“. Zusätzlich gibt es auf der anderen Seite des Erschließungskerns zwei kleinere Ausstellungsräume und im Dachgeschoss einen Veranstaltungsraum mit etwa 100 Quadratmetern. Alle Nebenräume konnten im Untergeschoss untergebracht werden. Die horizontalen Linien an der Außenfassade, die gerne an gestapelte Papiere oder Buchseiten erinnern dürfen, wurden mit einer historischen Handwerkstechnik hergestellt: dem „gekämmten Modellierputz“: „Mit einer speziell angefertigten Schablone mit unregelmäßigen Vertiefungsrillen wurde der weiche, natürliche Mineraplutz behutsam aufgekämmt.“ Laut den Architekten ist auch dies ein Verweis auf ähnliche Oberflächen in der Umgebung.
Der Hof wird derzeit nach Plänen von Stefan Bernard Landschaftsarchitekten (Berlin) gestaltet. Wenn dort die Arbeiten abgeschlossen sind, soll er das grüne Herz des neuen Kunstquartiers werden. Das Erdgeschoss des Kunsthauses wird dann eine öffentlich frei zugängliche Passage in diesen Hof bieten, wo bereits ein Pavillon für ein Kunstwerk des Künstlers Jim Dine steht – der Entwurf stammt ebenfalls vom Atelier ST. Die Eröffnung des Kunsthauses ist derzeit für den 14. Mai 2021 geplant. (fh)
Fotos: Simone Bossi
ERTZUI Film
Das Kunsthaus soll ein lebendiges Kulturzentrum mit Fokus vor allem auf zeitgenössische Arbeiten auf Papier – von Zeichnungen über Druckgrafik bis hin zu Buch- und Plakatkunst –, aber auch mit Interesse an Fotografie und neuen Medien werden. Pro Jahr sollen drei oder vier Ausstellungen stattfinden. Das Haus geht dabei im Wesentlichen auf eine Idee des Verlegers Gerhard Steidl zurück, der in seiner Geburtsstadt Göttingen seit 1968 seinen Verlag betreibt und sich vor allem mit Fotografie- und Kunstbüchern einen Namen gemacht hat. Schon 2008 hatte Steidl gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister den Plan für ein Kunstquartier mit dem Kunsthaus im Zentrum vorgestellt. Danach wurden für die Idee private und öffentliche Mittel akquiriert, darunter auch 4,5 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“. Insgesamt kostete der Neubau rund sechs Millionen Euro.
Der Entwurf von Atelier ST zeigt ein dreigeschossiges Haus mit hohem Spitzdach, das sich an den benachbarten Fachwerkhäusern in der Düsteren Straße orientiert. Wie bei den historischen Vorbildern vergrößert sich mit jedem Geschoss die Grundfläche ein Stück, der gerillte Putz der Fassade soll an die schlichten Lagerhäuser und Depots erinnern, die in der Altstadt noch immer hier und dort zu finden sind. Das Haus ist zur Straße weitgehend geschlossen, jede Etage verfügt lediglich über ein schmales, bodentiefes Fenster. Mittels einer Schiebewandkonstruktion können alle Fenster vollständig verschlossen werden, etwa für Projektionen oder Videoarbeiten im Inneren. Nach außen wird dadurch die Eingangstür betont, die in ein offenes Foyer führt, das wiederum den Blick in einen begrünten Innenhof freigibt.
Aufgrund seiner massiven Stahlbetonstruktur bietet der Neubau auf jeder Ebene einen etwa 120 Quadratmeter großen Ausstellungsraum, der bei einer Deckenhöhe von 3,20 Meter gänzlich frei von Stützen ist. Trotz der beengten Grundstücksgröße entstünden „ungeahnt großzügige Ausstellungsflächen“, wie die Architekt*innen anmerken. Auch Steidl selbst spricht von einem „Raumwunder“. Zusätzlich gibt es auf der anderen Seite des Erschließungskerns zwei kleinere Ausstellungsräume und im Dachgeschoss einen Veranstaltungsraum mit etwa 100 Quadratmetern. Alle Nebenräume konnten im Untergeschoss untergebracht werden. Die horizontalen Linien an der Außenfassade, die gerne an gestapelte Papiere oder Buchseiten erinnern dürfen, wurden mit einer historischen Handwerkstechnik hergestellt: dem „gekämmten Modellierputz“: „Mit einer speziell angefertigten Schablone mit unregelmäßigen Vertiefungsrillen wurde der weiche, natürliche Mineraplutz behutsam aufgekämmt.“ Laut den Architekten ist auch dies ein Verweis auf ähnliche Oberflächen in der Umgebung.
Der Hof wird derzeit nach Plänen von Stefan Bernard Landschaftsarchitekten (Berlin) gestaltet. Wenn dort die Arbeiten abgeschlossen sind, soll er das grüne Herz des neuen Kunstquartiers werden. Das Erdgeschoss des Kunsthauses wird dann eine öffentlich frei zugängliche Passage in diesen Hof bieten, wo bereits ein Pavillon für ein Kunstwerk des Künstlers Jim Dine steht – der Entwurf stammt ebenfalls vom Atelier ST. Die Eröffnung des Kunsthauses ist derzeit für den 14. Mai 2021 geplant. (fh)
Fotos: Simone Bossi
Video:
Atelier ST Kunsthaus Göttingen from ERTZUI FILM on Vimeo.
ERTZUI Film
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