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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Bueroensemble_in_Zeist_von_RAU_Architects_7586851.html

16.04.2021

Aus dem Holzbaukasten

Büroensemble in Zeist von RAU Architects


Die niederländische Gemeinde Zeist liegt etwa sieben Kilometer östlich der Stadt Utrecht am Rande eines Waldgebiets. Die Gegend ist geprägt vom sogenannten Stichtse Lustwarande – einer langen Aneinanderreihung von mehr als hundert Landgütern und Landhäusern. Auf einem dieser Grundstücke ist ein neues Bürogebäude entstanden, das von der nachhaltigen Bank Triodos und dem Entwickler EDGE in Auftrag gegeben wurde.

Das Haus ist nicht nur klimaneutral, sondern lässt sich auch – und das ist das Besondere – nach dem Prinzip eines Baukastensystems vollständig ab- und an anderer Stelle wieder aufbauen. Verantwortlich für das organisch geformte Ensemble ist mit RAU Architects (Amsterdam) ein Büro, das sich viel mit dem Thema Kreislaufwirtschaft beschäftigt hat. Konstruktion und Ausbau ihres Entwurfs für das neue Bankgebäude von Triodos bestehen zu einem großen Teil aus Holz, zusammengehalten von 165.312 Schrauben. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekturbüro Ex Interiors (Nieuwegein).

Das Untergeschoss des Hauses wurde in Beton ausgebildet und wesentliche  Tragstrukturen in Stahlskelettbauweise errichtet. Auch die Fenster werden von Fassadenelementen aus Aluminium gesäumt. Trotz der genau genommen hybriden Bauweise sprechen die Architekt*innen von einer „Holzkathedrale“. Fakt ist, dass sich ein Großteil der verwendeten Materialien nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip wieder in den zirkulären Prozess der Wiederverwertung zurückführen lassen. Dafür wurden alle Baustoffe in einer Datenbank erfasst und sowohl ihre Herkunft als auch ihre mögliche Wiederverwendung in der Zukunft dokumentiert. Beim Planungsprozess habe man Wert darauf gelegt, dass alle Beteiligten – darunter Berater*innen, Landschaftsarchitekt*innen und Bauunternehmen – bestmöglich zusammenarbeiten, sodass „ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Natur, Kultur und Wirtschaft entsteht“, so RAU Architects.

Der Bau mit einer Bruttogrundfläche von 12.693 Quadratmetern besitzt keine klare Vorder- oder Rückseite, naturnahe Fußwege führen die Passant*innen und Mitarbeiter*innen zu den beiden Eingängen. Im Wesentlichen setzt sich das Gebäude aus drei ovalförmigen Körpern zusammen. Diese sind abwechselnd im Erdgeschoss sowie im ersten und zweiten Obergeschoss miteinander verbunden. Die drei gleichförmigen Volumen greifen das Symbol der Kreislaufwirtschaft auf und spielen gleichzeitig auf das Kerngeschäft der Bank an, die Projekte und Unternehmen mit sozialem, ökologischem und kulturellem Mehrwert unterstützt.

Im Innenraum erzeugen Hohlräume Sichtbezüge zwischen den verschiedenen Etagen, Wendeltreppen verbinden die Geschosse miteinander. In jedem der drei Baukörper wird der Baustoff Holz inszeniert: Holzsparren, die wie das Strebewerk einer Kathedrale ausgebildet sind, prägen den Raum. Das Erdgeschoss ist als ein großer offener Raum angelegt, während sich in den oberen Etagen eine Fläche mit offenen Arbeitsplätzen befindet, die für den internen Austausch der Bankmitarbeiter*innen gedacht ist. Ebenso wurden hier weitere separate Büro- und Konferenzräume untergebracht. Das Holz, das sowohl für Möbel als auch Fußböden verwendet wurde, stammt größtenteils von dem Landgut, auf dem das Haus erbaut wurde. (dsm)

Fotos: Ossip van Duivenbode

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand, dass das Haus „zu fast 100 Prozent aus Holz“ besteht. Wir haben den Text präzisiert.


Video:



Video: Emiel Bakker

Zum Thema:

Thomas Rau von RAU Architects setzt sich seit vielen Jahren intensiv mit den Themen Nachhaltigkeit, Ressourcenknappheit und der Nutzung erneuerbarer Energien in der Architektur auseinander. In seinem 2020 am Münchner Oskar von Miller Forum gehaltenen und hier aufgezeichneten Vortrag „Material Matters“ spricht er über Kreislaufwirtschaft.


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