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26.03.2021
Kletterpartie
Coldefy planen Bürohybrid in Lille
Das Geschäftsviertel Euralille war nicht nur das bis dato komplexeste Projekt von OMA, es war auch ein städtebauliches Großvorhaben, das den politisch-wirtschaftlichen Optimismus Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre geradezu materialisiert: Mit einer idealen verkehrstechnischen Anbindung sollte das nordfranzösische Lille zu einem europäischen Geschäfts- und Konferenzhub ausgebaut werden. Paris, Brüssel, London – per TGV nur wenige Stunden entfernt. 2014 wurde der erste Abschnitt von Euralille abgeschlossen. Neben dem Masterplan haben OMA mit dem Grand Palais vor allem zu einer riesigen Veranstaltungs-, Kongress- und Messehalle beigetragen. Direkt neben dieser „Flunder“ plant das lokal ansässige Büro Coldefy nun einen Hybrid aus Bürogebäude, Gastronomie und Kletterhalle.
Das Projekt des Entwicklers Aventim illustriert gut den Paradigmenwechsel, der die Arbeitswelt seit den 90er Jahren erfasst hat. War das ursprüngliche Euralille-Vorhaben noch Ausdruck eines spätmodernen Fortschrittsglaubens, steht der geplante Neubau mit seiner starken Betonung der Freizeitkomponente für deutlich postmaterialistischere Werte. Und anders als im ursprünglichen Masterplans meint Freizeit hier nicht primär Shopping, sondern einen „kreativen Veranstaltungsort“ samt integrierter Kletterhalle mit circa 1.000 Quadratmeter Fläche. Rund 40 Prozent der insgesamt 8.000 Quadratmeter Nutzfläche werden eher freizeitorientiert entwickelt, den Rest übernimmt ein Coworking-Anbieter.
Der geplante Komplex findet auf einem engen Grundstück Platz, das bei flüchtigem Blick kaum für eine Bebauung zu taugen scheint. Eingeklemmt zwischen Grand Palais und Durchgangsstraße zeichnen Coldefy zwei Volumen zwischen Segel und Hügel, die sich auf der verkehrsabgewandten Seite mit tiefen Pflanzterrassen öffnen. Nicht nur mit der Vegetation will das Projekt zur ökologischen Transformation von Lille beitragen, sondern auch bezüglich des Programms. Kaum Parkplätze sind vorgesehen – die gibt es im benachbarten Grand Palais ohnehin –, dafür aber ein Fahrrad-Repairshop. Konstruktiv soll in erster Linie Holz verwendet werde. (sb)
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