- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
23.03.2021
Rau und kantig
Sanierung und Erweiterung der Bildungsakademie in Brixen von MoDus
Bei seiner Einweihung 1962 löste der Neubau für die Cusanus Akademie im Osten der Südtiroler Stadt Brixen noch eine Debatte aus – manche betrachteten die unverputzten Ziegel als für den Ort ungeeignet, während sie für andere das mittelalterliche Stadtgefüge auf zeitgemäße Art ergänzten. Heute gelten die Bauten als Wahrzeichen der Stadt, wurde das Haupthaus – Werk des Architekten Othmar Barth – als erstes Gebäude der Moderne in der Provinz Bozen unter Denkmalschutz gestellt. Nach dem Gewinn des zugehörigen Wettbewerbs betreute das ortsansässige Büro MoDus Architects die mittlerweile nötig gewordene Sanierung und Erweiterung, die im vergangenen Jahr nach zwei Jahren Bauzeit abgeschlossen wurde.
Ansässig ist hier eine Bildungseinrichtung für Erwachsene unter Obhut der katholischen Kirche, die sich als Schnittstelle zwischen säkularer und religiöser Welt beschreibt. Neben dem Haupthaus im Nordosten mit einer Geschossfläche von 3.640 Quadratmetern liegen auf dem Areal das ältere Paul-Norz-Haus sowie das Mühlhaus mit 1.240 beziehungsweise 5.120 Quadratmetern. In der Absicht einer besseren Verknüpfung mit der Stadt wurden verschiedene Interventionen an den heterogenen Baukörpern, in denen Vortragsräume und Unterkünfte liegen, vorgenommen. Ziel der Architekt*innen: einen einladenden Komplex mit Fokus auf eine verbesserte Zugänglichkeit zu schaffen. 11,3 Millionen Euro waren dafür nötig.
Das Projekt differenziert zwischen kaum sichtbaren Eingriffen am Bestand und deutlich ablesbaren Um- und Anbauten. Die beiden markantesten erfolgen im Erdgeschoss des Haupthauses. Hier öffnet zum einen eine neu geschaffene Hauptachse das Gebäude, zum anderen findet ein großer Konferenzsaal mit U-förmigen Oberlicht seinen Platz. Halbgeschossig schließt sich der ehemalige Clubbereich an, der in mehrere Seminarräume umgebaut wurde; insgesamt 625 Quadratmeter zusätzliche Fläche wurden so geschaffen.
Im Sockel beseitigt die neue Nord-Süd-Achse den einstigen Sackgassenkorridor und verbindet nun den Haupteingang mit dem Speisesaal. Entlang der Achse wurden ein neues Café sowie ein weiterer Eingang vom Hof integriert. Eingebettet in die Struktur des Haupthauses arrondiert ein vertikaler Zirkulationskern die funktionale Verbindung zwischen Barths Bau, den historischen Nebengebäuden, einer Kapelle und der neuen Unterbauung.
In den oberen Etagen aller drei Häuser gruppieren sich 55 Gästezimmer für bis zu 96 Personen. Während diese im Paul-Norz-Haus in Blau und im Mühlhaus Pistaziengrün gehalten sind, sollte im Haupthaus die ursprüngliche Einrichtung von Othmar Barth betont werden: Die einst von ihm ausgewählten Finn-Juhl-Sessel wurden aufgearbeitet und an zahlreichen Orten wieder aufgestellt.
Text: Marius Birnbreier
Fotos: Gustav Willeit
Auf Karte zeigen:
Google Maps
Kommentare:
Kommentare (2) lesen / Meldung kommentieren