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09.04.2021
Guber-Stein auf Verrucano
Kulturhaus in Mels im Kanton St. Gallen von raumfindung architekten
In der kleinen Gemeinde Mels im Kanton St. Gallen – defacto aber näher an Chur gelegen – finden jährlich überdurchschnittlich viele kulturelle Veranstaltungen statt. Bis vor ein paar Jahren feierte und tagte man noch im Saal des Restaurants „Löwen“, das jedoch aufgrund seiner maroden Bausubstanz abgebrochen werden musste. Dank einem neuen Kultur- und Kongresshaus gibt es nun endlich mehr Platz für die Gemeinde und ihre Feierlichkeiten. Das Haus, entworfen vom Schweizer Büro raumfindung architekten aus Rapperswil, trägt den wohlklingenden Namen „Verrucano“ und verweist damit auf die gleichnamige rötliche Gesteinsart, die bis heute im gemeindeeigenen Steinbruch abgebaut wird. Als „Melserstein“ ist dieses Material auch außerhalb der Schweizer Grenzen bekannt.
Zum Gebäudeensemble, das sich im historischen Dorfkern befindet, gehört neben dem Kultur- und Kongresshaus auch ein Erweiterungsbau des Rathauses. Bei der Planung war Fingerspitzengefühl gefragt: Das Zentrum von Mels ist im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz eingetragen. Somit sahen sich die Architekt*innen mit einer Struktur aus engen Häuserzeilen, kleinen historischen Plätzen und Grünflächen konfrontiert, in die sie die beiden neuen Baukörper umsichtig einpassten. Das Verrucano und der Erweiterungsbau orientieren sich um einen gemeinsamen Vorplatz, den neuen Rathausplatz. Ein Wasserspiel und Baumgruppen beleben diesen kleinen Platz, für den die Architekt*innen ortstypische Gestaltungselemente wählten. Natursteinbänder aus Melser Verrucano fassen die mit dem ebenfalls für die Region charakteristischen Guber-Stein gepflasterten Bereiche ein.
Für das Kulturhaus selbst kam das Verrucano-Gestein ebenfalls zum Einsatz, als Einstreuung im Terrazzoboden im Foyer. Bei der Konstruktion des Gebäudes entschied man sich für Holz, mit einer Fassade aus Weißtanne, die in Weinrot den Melserstein lediglich zitiert. Prägend ist außerdem das gezackte Dach mit kupfernen Gauben, deren Anordnung die Struktur des Tragwerks aufgreift und an eine Fabrikhalle denken lässt.
Das Verrucano ist weder pompöses Konzerthaus noch schäbige Kulturscheune. Diese Uneindeutigkeit lässt bewusst offen, ob das neue Gebäude für traditionelle Vereinsfeste, gemütliche Kinoabende oder feierliche Konzerte genutzt wird. Hierin spiegelt sich die starke Einbindung der künftigen Nutzergruppen wider, die von Anfang an in die Planung mit einbezogen wurden.
Um einer flexiblen Nutzung gerecht zu werden, fanden neben dem großen Konzertsaal, der nach dem abgerissenen Restaurant „Löwen“ benannt wurde, auch ein kleiner Saal sowie Proberäume für Vereine Platz. Das Foyer, das sich über zwei Seiten des „Löwensaals“ erstreckt, kann zoniert oder abgetrennt werden. Der große Saal bietet Platz für rund 750 Personen und besitzt durch eine leicht trapezförmige Geometrie eine gute Akustik. Hervorgegangen ist das Projekt aus einem offenen Wettbewerb im Jahr 2013. (dsm)
Fotos: Ladina Bischof
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