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15.02.2021
Studieren hinter Mudéjar-Motiven
Wohnheim von Ana Lozano Atelier in Granada
Durch das spanische Universitätsreformgesetz hat die Universität Granada in den letzten Jahren ein rasantes Wachstum erfahren, sodass sie mittlerweile über 80.000 Studierende zählt. Auf einem privaten Grundstück am La Cartuja-Campus im Nordosten der Stadt ist nun ein Neubau mit 419 Zimmern für 12,3 Millonen Euro fertig geworden. Die Pläne stammen vom ortsansässigen Büro Ana Lozano Atelier, Autraggeber ist das Unternehmen Livensa Living, das neun vergleichbare Unterkünfte in sieben Städten auf der Iberischen Halbinsel betreibt.
Es war der Ausblick vom Dach eines benachbarten Exerzitienhauses über die Landschaften der Sierra Nevada, der die Architekt*innen zum Entwurf inspirierte. Sie fragten sich, wie man an dieser prominenten Lage ein Bauwerk platzieren könne, ohne den zeilenartigen Duktus der naheliegenden Fakultätsbauten zu durchbrechen. Sie entschieden sich für einen sechsgeschossigen Baukörper mit einer Geschossfläche von 11.380 Quadratmetern. Der 92 Meter lange Bau mit leichter Krümmung verfügt in seinem Zentrum über einen rechteckigen Annex, der den Vorplatz in zwei Höfe teilt und im Erdgeschoss die Gemeinschaftsbereiche beherbergt. Im Hauptkörper erschließen sich die Zimmer über einen Mittelgang.
In Richtung der Stadt erhält die Südwestfassade ein rhythmisches Muster, das die Fenster aus einer geraden Flucht ausbrechen lässt. Sie werden mit langen perforierten Metall-Paneelen vor der Nachmittagssonne geschützt, ohne den Ausblick zu zerstören. Die Fassade stellt dabei eine Hommage an die für Granada typische mozarabische Architektur dar, die für ihr reiches Spiel mit Licht und Schatten bekannt ist. Aus dem Katalog der Mudéjar-Motive heraus entstehen Reihen mit dreieckiger Perforation, durch die sich das Gebäude im Tagesverlauf auf immer neue Weise zeigt.
Das Weiß der Fassade wird von wärmeren Tönen im Innenraum kontrastiert. Die vollmöblierten Einzelzimmer mit je 13 bis 22 Quadratmeter sind in hellem Holz gehalten, während die Gemeinschaftsräume in den Farben der typischen Granada-Keramik daherkommen. Eine Besonderheit im Kontrast zu normalerweise eher spartanischen Wohnheimausstattungen dürfte sicherlich der außenliegende Pool sein – mit monatlichen Mietpreisen von 490 bis zu 820 Euro richtet sich die Unterkunft sowieso eher an eine zahlungskräftige Studentenklientel. Vielleicht trägt der Neubau dazu bei, dass Granada auch in Zukunft den Ruf als beliebteste Universität des Erasmus-Programms beibehalten kann.
Text: Marius Birnbreier
Fotos: Diego Opazo
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