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21.01.2021
Winkelmann weitergebaut
Sanierung und Erweiterung eines historischen Wohnhauses in Berlin von BSL Architekten
Emilie Winkelmann (1876–1951) gilt als erste selbstständige Architektin Deutschlands. Obwohl Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch nicht zum Architekturstudium zugelassen waren, gelang es ihr, ab 1902 die Technische Hochschule in Hannover als „Hospitantin“ zu besuchen. Schon wenige Jahre später gründete sie ihr eigenes Büro in Berlin und führte ab 1907 zahlreiche öffentliche wie private Aufträge aus, darunter auch etliche Villen und Wohnhäuser. Eines davon, nahe des Berliner Schlachtensees gelegen, wurde nun nach Plänen von Bernrieder . Sieweke Lagemann . Architekten saniert und erweitert, wobei das Berliner Büro alle Leistungsphasen 1 bis 8 übernahm.
Das heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde von Winkelmann 1909 für den Bankier Bruno Gumpel entworfen und veranschaulicht den engen Bezug der Architektin zum Holzbauhandwerk: Am Anfang ihres beruflichen Werdegangs stand eine Lehre zur Zimmerin. 1937 wurde das aus waagerechten, verzapften Holzbohlen bestehende Blockhaus mit kleiner Veranda um vier Meter in Giebelrichtung in Holzrahmenbauweise erweitert. In den 1950er Jahren folgte ein Umbau, der relativ stark in die Grundrisse beider Geschosse und in die Dachkonstruktion eingriff.
Zwischen 2018 und 2020 nahmen BSL im Auftrag des Hauseigentümers eine denkmalgerechte Instandsetzung vor und erweiterten den Baukörper erneut durch einen fünf Meter langen Anbau am Ostgiebel auf eine Bruttogrundfläche von 356 Quadratmeter. Ziel der Instandsetzung war ein größtmöglicher Erhalt der historischen Bausubstanz und ein Freilegen der ursprünglichen Holzkonstruktion. Darüber hinaus wurde im Erdgeschoss die Grundrissstruktur von 1909 wiederhergestellt sowie das Dach neu gedämmt und vier Schleppgaupen eingebaut. Das Farbkonzept der schwarzen Fassaden mit roten und weißen Zierelementen entstand auf Basis einer restauratorischen Untersuchung und nährt sich dem einstigen Originalzustand des Hauses an.
Der neue Anbau wurde subtil und mit Respekt gegenüber dem Bestand geplant. Dem Gedanken des Weiterbauens folgend, setzt er die ursprüngliche Entwurfsidee fort und ist als zimmermannsmäßige Holzkonstruktion ausgeführt. Wie BSL dazu erklären, wurde das Holzständerwerk traditionell von Zimmerern vor Ort abgebunden und aufgestellt, die horizontale Fugenteilung nimmt Bezug auf die Struktur der Blockbohlen. Damit stellt der neue Gebäudeteil keinen modernen Bruch zum Altbau dar, sondern vergrößert ihn auf organische Weise – als weitere Zeitschicht in der mehr als hundertjährigen Historie des Hauses. (da)
Fotos: Stefan Müller
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