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11.01.2021
Holz und Hightech in der Oberpfalz
Firmensitz von J. Mayer H. und Partner
Die Startupgarage ist integraler Bestandteil des Gründungsmythos vieler amerikanischer Technologieunternehmen. Das oberpfälzische Falkenberg, ein 1.000-Seelen-Gemeinde 60 Kilometer östlich von Bayreuth, fügt solchen Narrativen einen eigenen Akzent hinzu. Der dortige IT-Spezialist IGZ wurde einst in einer umgenutzten Scheune gegründet. Das passt insofern gut ins Bild, als dass die Verankerung im ländlichen Raum als wichtiges Element der Unternehmenskultur verstanden wird. Das im Herbst 2020 fertiggestellte neue Hauptgebäude von J. Mayer H. und Partner (Berlin) verbindet das Thema Bodenständigkeit mit den Anforderungen an eine zeitgenössische Arbeitsumgebung.
Der Neubau befindet sich am höchstgelegenen Punkt des Firmenareals, dessen Masterplan in den nächsten Jahren noch weitere Bauten vorsieht. Das nun fertiggestellte Projekt geht auf einen geladenen Wettbewerb aus dem Jahr 2018 zurück. Derzeit arbeiten rund 500 Mitarbeiter*innen für IGZ, einer Ingenieurgesellschaft, die sich mit Softwarelösungen für Produktion und Logistik beschäftigt. Die besondere Rolle, die solche großen Mittelständler hier und anderswo in Europa für abgelegenere Regionen spielen, kommt nicht nur in der finanziellen Förderung solcher baulichen Maßnahmen zum Ausdruck. Auch die Architektur mit ihrem signalhaften Charakter verkörpert dies. Die Gestaltung der Außenanlagen stammt von S H L Architekten und Stadtplaner aus dem benachbarten Weiden.
Die Architekt*innen konzipierten einen 120 Meter langen Stahlbetonskelettbau, dessen diagonale Tragstruktur für eine technisch-konstruktive Anmutung sorgt. Auch mit Assoziationen von brutalistischen Klassikern liegt man sicherlich nicht falsch. Ein nicht unwesentlicher Unterschied zu solchen Referenzen ist allerdings, dass vieles, was hier in der Fassade nach Beton aussieht, tatsächlich aus grau lasiertem Holz besteht. Der zurückhaltende Grundton wird im Inneren wiederum mit fein verarbeitetem Holz kontrastiert. Auch alle räumlichen Unterteilungen sind neben Glas aus Holz gefertigt. Über einem mehrgeschossigen offenen Eingangsbereich, der im Außenraum deutlich ablesbar ist, erfolgt der Zugang zum Gebäude. Das verfügt über eine Bruttogrundfläche von 8.000 Quadratmetern.
Dem Anspruch eines Softwareunternehmens an ständig wechselnde Projektkonstellationen wurde vor allem dadurch entsprochen, innerhalb der Grundstruktur für maximale Flexibilität zu sorgen. Aus dem Foyer geht es über eine dreieckige, mit Lichtbändern fast schon theatral inszenierte Treppe in die oberen Geschosse. Die sind als Multispace-Büro organisiert, was bedeutet, dass sich offenere und geschlossenere Bereiche abwechseln und das Mobiliar leicht angepasst werden kann. Angesichts der Eröffnung mitten im Corona-Herbst war letzterer Aspekt natürlich dienlich, lassen sich so doch die aktuellen Distanz- und Hygienevorschriften leicht umsetzen. (sb)
Fotos: David Franck
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