RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Buecher_im_BauNetz_742218.html

01.01.1996

Jakob Zweifel. Architekt

Bücher im BauNetz


Schweizer Architekturgeschichte(n)
Das Buch zeichnet das Portrait eines Architekten, der seinen Höhepunkt in der sogenannten zweiten Moderne hatte – jener Epoche nach Ende des zweiten Weltkriegs, in der die Schweiz im Ganzen darum bemüht war, ihre Rolle im neuen Europa zu finden, und die Architekten im besonderen sich mühten, Architekturgeschichte weiterzuschreiben, die die Modernen der ersten Generation erst ein paar Jahrzehnte zuvor klangvoll für beendet erklärt hatten. Das hehre Gedankengut von Licht und Luft war in die Jahre gekommen, und auf dem Weg in den Alltag der Baupraxis hatte es mächtig Federn lassen müssen. Ohnehin blieb im Nachkriegseuropa für ideologisch motivierte Entwürfe wenig Bedarf (und Geld), allenfalls der Ruf nach rationalisiertem, industrialisiertem Bauen fand Gehör.
So kam es denn auch in der Schweiz zu den allseits bekannten Sünden der 50er und 60er Jahre: zur Tristesse des einfallslosen Massenwohnungsbaus an den Peripherien der Großstädte und zur Hilflosigkeit vieler Stadtplaner gegenüber den zu bewältigenden Aufgaben. In ihrer Ratlosigkeit flüchtete sich ein Teil der Architekten in die zementierte Großform, andere suchten Zuflucht beim lang verflossenen Heimatstil und hofften damit auf klare Wertdefinitionen und definitive Vorgaben für das eigene Entwerfen.

Ein Mann der zweiten Generation
Nicht so Jakob Zweifel. Gemeinsam mit Kollegen wie Jacques Schader, Fritz Haller, Franz Füeg oder Ernst Gisel ist er dem Kreis der „zweiten Generation“ zuzurechnen. Zweifel, so entnehmen wir der Biographie, führte sich in diesen Kreis mit seinem bekannten Schwesternhaus für das Kantonspital Zürich aus den Jahren 1950–53 ein. Auf der Expo 64 in Lausanne fungierte Jakob Zweifel als sogenannter „Sektorarchitekt Feld und Wald“. Seine Ausstellungsarchitektur bewies, daß er sein Entwurfsprinzip, das er vertikal für den Schwesternturm Zürich entwickelt hatte, auch horizontal zu umzusetzen vermochte. Zweifel denkt organisch. Ob man das „Centre de Recherche Agricoles in St-Aubin“ nimmt, die „Ecole Polytechnique Fédérale“ in Ecublens bei Lausanne oder das Forschungs- und Verwaltungszentrum für die Arbeitsgemeinschaft Osteosynthese in Davos – stets halten bei seinen Entwürfen die Großform und die bedürfnisorientierte Zelle als kleinste Einheit das Maß.

Verstehen im Kontext
Jakob Zweifels Arbeiten sind zu einem guten Teil „Kinder ihrer Zeit“. Die häufig etwas angegrauten Fotografien des vorliegenden Bandes tragen ebenfalls zu diesem Eindruck bei. Das ausführliche Werkverzeichnis Zweifels wurde begrüßenswerterweise ergänzt durch die Biographien einiger seiner zeitgenössischen Kollegen. Erst durch den Kontext, der auf diese Weise geschaffen wird, läßt sich der Stellenwert dieses Architekten richtig einordnen: Keiner, der mit seiner Architektur die Welt revolutionierte, aber ganz bestimmt jemand, der die Zeichen seiner Zeit richtig zu deuten wußte und seine Spuren in der Schweizer Baukultur hinterlassen hat.
Thomas Görlich

Mit einer Einführung von Jürgen Joedicke und Textbeiträgen von Martin Schlappner.
184 Seiten, 251 Abbildungen,
Verlag Lars Müller, Baden 1996
ISBN: 3-906700-40-2


Kommentare:
Meldung kommentieren




Alle Meldungen

<

01.01.1996

prinz eisenbeton. Nachrichten aus der Meisterklasse Prix

Bücher im BauNetz

01.01.1996

Norman Foster - Buildings and Projects, Volume 4: 1982-1989

Bücher im BauNetz

>
BauNetz Wissen
Wasser marsch!
BauNetz Themenpaket
Klein und fein
Baunetz Architekt*innen
Modersohn & Freiesleben
BauNetz Xplorer
Ausschreibung der Woche