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29.09.2020
Exilmuseum Berlin
Alle Beiträge des Wettbewerbs
Seit Mitte August steht fest: Dorte Mandrup Arkitekter aus Kopenhagen sollen das Exilmuseum Berlin bauen. Und nun ist auch endlich klar, welche Ideen die acht Konkurrenten im hochkarätigen Einladungswettbewerb entwickelt haben. Denn seit heute ist die Ausstellung aller Projekte im Foyer der Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße öffentlich zugänglich. Zuvor war von der Stiftung Exilmuseum Berlin keinerlei Bildmaterial veröffentlicht worden. Unter dem Vorsitz von Jórunn Ragnarsdóttir (LRO, Stuttgart) hatte die Jury vergangenen Monat drei Preise und zwei Anerkennungen vergeben:
- 1. Preis: Dorte Mandrup (Kopenhagen)
- 2. Preis: Diller Scofidio + Renfro (New York)
- 3. Preis: Bruno Fioretti Marquez (Berlin)
- Anerkennung: Sanaa (Tokio)
- Anerkennung: Nieto Sobejano Arquitectos (Madrid, Berlin)
Teilgenommen hatten außerdem die Berliner Büros Kéré Architecture, Sauerbruch Hutton und Staab Architekten sowie ZAO/standardarchitecture aus Peking; Urbana aus Dhaka in Bangladesch stiegen coronabedingt im Frühjahr aus.
Am erstplatzierten Entwurf von Dorte Mandrup gefiel der Jury, dass die Architektur des zerstörten Anhalter Bahnhofs, von dem nur noch das imposante Hauptportal existiert, auf zeitgenössische und abstrakte Art in den Entwurf einfloss: „Beeindruckende architektonische Elemente der historischen Bahnhofsarchitektur – beispielsweise die Vielzahl kleiner und großer Bögen, Tore, Treppen und Brücken – werden weder direkt zitiert noch fortgeführt. Vielmehr gelingt es mit einfachen und dennoch überzeugenden Mitteln, aus diesen Elementen eine eigenständige Architektursprache zu entwickeln.“ Vergleichbare „narrative Brückenschläge“ erkannten die Preisrichter*innen auch im Inneren des Hauses: „Die Wölbungen in Boden und Decke des Erdgeschosses werden als interessante Elemente für den Inhalt des Museums wahrgenommen. Die Besucher sollen beim Eintreten in das Gebäude das Gefühl von Unsicherheit und Beklemmung des Exilgangs nachempfinden können.“
Während die Kopenhagener auf eine große Geste setzten, verfolgten die Zweitplatzierten Diller Scofidio + Renfro mit ihrem Projekt einen eher konzeptionell-archäologischen Zugang, über den die Jury urteilte: „Außergewöhnlich ist die intellektuelle Kraft des Entwurfs, der nicht nur architektonische, sondern ebenso zeitliche wie auch geschichtliche Schichten des Ortes integriert. Die Komplexität der Aufgabe wird in eine entsprechende Architektur übersetzt; die Portalruine dabei sinnvoll integriert.“ Vom Endergebnis – gerade auch mit Blick auf die eigentlichen Ausstellungsräume – war die Jury jedoch weniger begeistert: „Insgesamt schwächen die komplizierte architektonische Außenhülle und die additive Anordnung der Raumkuben den hohen intellektuellen Anspruch des Entwurfs.“
Einen ganz anderen Weg gingen Bruno Fioretti Marquez, deren schlichter Riegel in Öffentlichkeit und Presse viel Zustimmung fand. Programmatisch integrierten die Berliner*innen Portal und Neubau, was im Preisgericht „lebhaft und sehr kontrovers“ diskutiert wurde: „Der ablesbaren Kontinuität ohne Berührungshemmungen steht die Kritik gegenüber, dass die neu geplante durchgehende Fassadenwand zum Platz hin aus höchst unterschiedlichen Bauepochen stammt und nicht zum Verständnis beiträgt.“
Völlig konträr zu allen anderen Beiträgen fiel erwartungsgemäß das Projekt von Sanaa aus, die – neben Nieto Sobejano – mit einer Anerkennung ausgezeichnet wurden. Die Japaner*innen verlegten die eigentlichen Ausstellungsräume in das Untergeschoss. Darüber setzten sie einen gläsernen, begrünten und frei zugänglichen Pavillon, der als Empfangsgebäude dient und alle „zeitgenössischen“ Funktionen wie Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie die nachbarschaftlich genutzten Räume für den angrenzenden Sportplatz aufnimmt. Das Preisgericht zog ein kontroverses Fazit: „Die Radikalität der Arbeit liegt einerseits in der Entmusealisierung des Themas Flucht und Exil und andererseits in der Symbolwirkung für eine vitale und gemischte urbane Nachbarschaft unter Einbeziehung der Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, was entsprechend diskutiert und gewürdigt wird. Dennoch empfindet die Jury den Beitrag in vielerlei Hinsicht als unpassend.“ (gh)
Zum Thema:
Bis Samstag 17. Oktober 2020 sind alle Beiträge des Wettbewerbs im Foyer der Staatsbibliothek zu Berlin (Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin) zu sehen. Die Ausstellung ist Montag bis Samstag von 8 bis 22 Uhr geöffnet, jeden Donnerstag um 17 Uhr finden kostenfreie Führungen statt. Auch Termine nach Absprache sind möglich. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Publikation (10 Euro). Weitere Informationen unter info@exilmuseum.berlin.
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1. Preis: Dorte Mandrup (Kopenhagen)
2. Preis: Diller Scofidio + Renfro (New York)
3. Preis: Bruno Fioretti Marquez (Berlin)
Anerkennung: Sanaa (Tokio)
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