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18.09.2020
Bauen als kulturelle Frage
Roman Reiser zum 100. Geburtstag
Eine runde Sache: 100 werden und seinen Geburtstag im eigenen Haus feiern, das seit einigen Jahren unter Denkmalschutz steht. Dem Bochumer Architekten Roman Reiser ist dies am heutigen Tag vergönnt. Am 18. September 1920 im schwäbischen Lauingen geboren, eröffnete er 1954 in Bochum sein eigenes Büro. Studiert hatte er zuvor in München, seine Vorbilder waren Architekten wie Hans Döllgast oder Martin Elsaesser. Der Umzug ins Ruhrgebiet hatte letztlich ganz profane Gründe: Dort gab es viel zu tun, und das Bochumer Architekturbüro August Schröder suchte dringend Mitarbeiter*innen.
Als selbständiger Architekt war Reiser von Anfang an erfolgreich, auf kleinere Projekte folgten schnell größere Vorhaben wie das Europa-Hochhaus. Weitere noch heute im Stadtbild prominent vertretene Projekte wie das Bomin-Haus oder ein Gebäude für die Deutsche Bank mit einem schon postmodern interpretierten Eckturm folgten. Letzteres war auch eines der letzten großen Vorhaben, die er aktiv begleitete. Anfang der 1990er Jahre zog er sich aus dem Alltagsgeschäft zurück. Unter dem Namen Reiser & Partner besteht das Büro allerdings bis heute, unter den regionalen Top 100 im BauNetz-Ranking taucht es regelmäßig auf. Und privat ist der rüstige Reiser ebenfalls noch immer recht aktiv.
Betrachtet man sein Werk, fällt auf, dass bei aller stilistischer Vielfalt, die sich über die Jahrzehnte entwickelte, verbindend immer eine Freude an der präzisen Lösung erkennbar ist. Stilistische Manierismen, die sie sich bei manch anderen einschleichen, findet man bei seinen Bauten nicht. Helfen mag, dass er immer offen war für die aktuellen Tendenzen in der Architektur, ohne sich an den Zeitgeist anzubiedern. Sein Motto, Bauen sei vor allem eine kulturelle Frage, passt dazu gut. Es braucht für gute Architektur immer eine starke eigene Haltung, aber eben auch einen Sinn für das gesellschaftliche Umfeld und seine Veränderungen.
In diesem Sinne hat sich Roman Reiser nicht nur jahrzehntelang im BDA Bochum engagiert – dessen Ehrenvorsitzender er heute ist –, sondern war auch in der Stadtpolitik aktiv. Nicht zuletzt den Wandel Bochums vom Kohle- zum Industrie- und schließlich zum heutigen Wissenschaftsstandort hat er nicht nur als Zeitzeuge miterlebt, sondern eben auch mitgestaltet, wie Reiser sich anlässlich eines Interviews zu seinem heutigen 100. Geburtstag erinnert. Wir wünschen alles Gute fürs neue Lebensjahr. (sb)
Fotos: Nicola Leffelsend, www.graurosarot.de
Zum Thema:
Im Kettler Verlag ist 2015 eine Monografie über Roman Reisers Werk erschienen.
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Roman Reiser
Wohnhaus Roman Reiser, Bochum (1960-1963)
Wohnanlage für Landesbedienstete, Bochum (1965-1968)
Bankgebäude Deutsche Bank, Bochum (1985-1987)
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