Was für Großstädter in Europa zum Alltag gehört, ist für die Menschen in Doha und anderen Orten auf der arabischen Halbinsel Neuland: Die Fortbewegung im öffentlichen Nahverkehr. Vor der Eröffnung der U-Bahn 2019 waren die meisten Menschen in Doha mit dem Auto unterwegs. Ziel des neuen U-Bahn-Netzes ist es daher, eine effiziente und zuverlässige Alternative zum Individualverkehr zu bieten.
Der Architektur der Stationen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Sie bildet das System nicht nur ab und hilft bei der Orientierung an stark befahrenen Kreuzungen. Sie erinnert im besten Fall immer wieder daran, dass es eine Alternative zum Auto gibt. Um die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu fördern, müssen diese Bahnhöfe nicht nur einen reibungslosen Personenverkehr gewährleisten, sondern auch die Öffentlichkeit ansprechen. Es müssen Orte sein, an die man immer wieder gern geht. Darüber hinaus bieten die neuen Linien eine sichere Querung stark befahrener Straßenkreuzungen, nicht nur für Fahrgäste, sondern auch für Passanten.
Mit der Doha Metro hat die Muttergesellschaft Qatar Railways, bei der auch die Deutsche Bahn planend involviert ist, eines der schnellsten fahrerlosen U-Bahn-Systeme der Welt geschaffen. In der ersten Phase des Projekts wurden drei Linien (Rot, Grün und Gold) gebaut. 37 Stationen sind inzwischen fertig. Für die verschiedenen Stationstypen der ersten Phase entwickelte
UNStudio mit der zuständigen Abteilung für Schienenbauten in Katar ein Gestaltungshandbuch, das architektonische Details, Materialien und die räumliche Qualität und Identität des U-Bahnnetzes beschreibt.
Der parametrische Entwurfsansatz von UN Studio ermöglicht es, die Stationen den jeweiligen Bedingungen vor Ort anzupassen und dabei trotzdem ein kohärentes Erscheinungsbild zu wahren. Die Basis bilden dreieckige Grundformen. Für den Generierungsprozess benutzen die Architekten das „Gewölbe“ als Referenz an die regionale Bautradition ebenso wie als Symbol für Innovation und Wohlstand. Auch von der Leichtigkeit der Segel der traditionellen Dhau-Boote, den als Karavansereien bekannten Gasthäusern entlang alter Handelsrouten und von den Zugprofilen nomadischer Zelte ist in der Herleitung der Architekten die Rede. Die Materialität setzt auf den Gegensatz von bescheidenem Äußeren und prunkvollem Inneren.
(fm)
Fotos: Hufton+Crow
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