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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohnhaus_in_Sinzig-Westum_von_Florian_Hertweck_7377188.html

27.08.2020

Partys nur im Garten

Wohnhaus in Sinzig-Westum von Florian Hertweck


Steile Hanggrundstücke gehören zu den großen Sehnsuchtstopoi der Architektur. Viel Platz ist meist nicht, dafür erlaubt eine vertikale Organisation besondere räumliche Lösungen. Ein schöner Nebeneffekt: Der Flächenverbrauch bleibt selbst bei einem luxuriösen Einfamilienhaus überschaubar. Florian Hertweck (Luxemburg) hat in Sinzig-Westum einen Neubau entworfen, der das Gelände effizient zu nutzen versteht. Dies ist nicht verwunderlich, denn neben seiner Architektentätigkeit ist Hertweck Stadtforscher und Leiter eines Masterstudiengangs an der Universität Luxemburg. Mit seinem Buch Architektur auf gemeinsamem Boden setzt er sich mit der Bodenfrage, also auch dem Flächenverbrauch, in der aktuellen Architekturproduktion auseinander.

Auf 180 Quadratmetern bringt Hertweck zwei Kinderzimmer, Homeoffice, Elternschlafzimmer, zwei Bäder und eine Doppelgarage samt Abstellräumen unter. Über vier Etagen entwickelt sich der Betonquader, der mit seiner kantigen Auffahrt wie in den Hang eingestanzt wirkt. Die Bauherren – eine junge Familie – hatten sich zum klassischen Raumprogramm noch großzügige offene Wohn- und Terrassenflächen gewünscht. Über einen Laubengang samt Außentreppe ist außerdem der Garten mit einer Dachterrasse verbunden. „So können die Gäste bei Partys lustwandeln, ohne das Haus zu betreten“, heißt es im Pressetext. Aber was ist das  für eine Party, bei der keiner das Haus betreten darf, möchte man rufen? Zumal dieses auch im Inneren recht ansehnlich geraten ist: Über den Wohnräumen gibt es einen Luftraum bis ins Dachgeschoss, wo die Eltern ihren Rückzugsort mit Schlafzimmer, Badezimmer und Homeoffice haben.

Das Haus kommuniziert seine Materialien offen und direkt. Der Sichtbeton steht dabei in schönem Kontrast zum Parkett und den Holz-Aluminium-Fenstern. Die reduzierte Materialität hat aber nicht nur optische Gründe: Durch die rohbelassenen doppelschaligen Ortbetonwände ließen sich einige Gewerke sparen. Ein zentraler Versorgungsschacht nimmt sämtliche vertikalen Leitungen auf, auch das sinnvoll mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit. Trotz weiter Ausblicke ins Tal blieb dadurch den Bewohner*innen der finanzielle Sturz ins Bodenlose erspart. (tl)

Fotos: Bildpark/ Veit Landwehr


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