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10.08.2020
Im Rhythmus der Reben
Weingut in Südmähren von Chybik + Kristof
Mutete die Verbindung von Wein und Architektur bei der Fertigstellung der Dominus Winery von Herzog & de Meuron im kalifornischen Napa Valley 1998 noch einigermaßen exotisch an, so ist diese genussvolle Kombination inzwischen Thema ganzer Ausstellungen, Webseiten und Architekturführer. Sicherlich wird in allen entsprechenden Zusammenhängen künftig der Name „Lahofer“ auftauchen. Denn die seit einigen Jahren erfolgreich expandierende tschechische Unternehmensgruppe betreibt neben ihren Weingütern auch zwei Hotels und hat sich jüngst von den Architekten Chybik + Kristof im südmährischen Dobšice bei Znaim eine neue Kellerei mit Besucherzentrum errichten lassen.
Für die Architekten, die Büros in Prag, Brünn und im slowakischen Bratislava unterhalten, stand beim Entwurf in erster Linie die Symbiose von Architektur und Landschaft im Vordergrund. Ihr erklärtes Ziel war es, einen Raum zu schaffen, „der die Natur, in der er verwurzelt ist, zutiefst respektiert“. Der dreiteilige, knapp 4.000 Quadratmeter große Komplex ist in die mährische Landschaft eingebettet und spielt auf verschiedene Weise mit Motiven aus dem Weinbau.
So entspricht das Grundraster, das in den zwei orthogonalen Gebäudeteilen für Produktion und Verwaltung, vor allem aber in den expressiven Bögen des Besucherzentrums augenfällig zutage tritt, dem Abstand zweichen den umliegenden Rebzeilen. Die geschwungene Bogenkonstruktion, schon als Rohbau ausgesprochen fotogen, interpretiert die Gewölbe traditioneller Weinkeller neu. Das Dach des Besucherzentrum schwingt wellenförmig nach unten und bildet die Stufen für ein „Amphitheater“ aus. Dieses ist für Weinfeste, aber auch Theateraufführungen und andere kulturelle Veranstaltungen unter freiem Himmel vorgesehen, bei denen sich Besucher*innen und Einheimische begegnen sollen.
Die beiden Hallen fügen sich mit ihren unterschiedlichen Höhen in die Topographie ein und übernehmen auch verschiedene Funktionen: Die untere dient mehreren Produktionsschritten der Weinherstellung und nimmt alle notwendigen Einrichtungen für die Mitarbeiter*innen auf, während die obere Halle für alle Aufgaben ausgelegt ist, die niedrigere Temperaturen erfordern, also etwa Weinpresse, Keller und Weinlager.
Ein großformatiges Gemälde Patrik Hábls überzieht die gesamte Deckenfläche des Besucherzentrums einschließlich des Verkostungsraums. Seine spielerisch gesetzten Striche in erdigen Rot-, Schwarz-, Braun- und Beigetönen sollen Variationen des fruchtbaren Bodens und seine Schwerelosigkeit widerspiegeln, lassen aber auch an den guten alten Weinkorken denken, den man seit dem Siegeszug von Drehverschlüssen und „Schaumkörpern“ durchaus vermissen kann. (kv)
Fotos: Laurian Ghinitoiu, alex shoots buildings
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