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10.08.2020
Neue Räume auf der schwarzen Seite
Austellungsbauten für die Kokerei Zollverein in Essen von NEW
Die Kokerei Zollverein in Essen wurde in den Jahren 1957–61 in Anbindung an die Zentralschachtanlage Zollverein XII errichtet. Die Anlage war bis 1993 in Betrieb und galt als die modernste Kokerei Europas. Zwischenzeitlich waren hier bis zu 11.000 Menschen beschäftigt, die zuletzt bis zu 8.000 Tonnen Koks am Tag produzierten. Die nach Plänen des Industriearchitekten Fritz Schupp gebaute Kokerei ist heute zusammen mit der Zeche Zollverein Industriedenkmal und seit 2001 UNESCO Weltkulturerbe.
Mit dem neu eröffneten Denkmalpfad Kokerei, der für Interessierte den Weg der Kohle durch die Anlage nachzeichnet, ergänzt die Betreibergesellschaft Stiftung Zollverein die bisherigen touristischen Angebote für die zahlreichen Besucher*innen der Industrieanlage.
Entlang der lang gestreckten Koksofenbatterie hat das junge Kölner Büro NEW fünf containerartige Module konzipiert, die die Ausstellungsexponate und -technik der insgesamt zehn Ausstellungsstationen beherbergen. Das 2015 gegründete Büro wird von Friedrich Keuthen und Michael Weichler geleitet. Beide lernten sich am Lehrstuhl für Baukonstruktion an der TU Dortmund kennen, als Benedikt und Ansgar Schulz diesen als Vertretungsprofessur führten. Deren Büro Schulz und Schulz fungiert als stiller Mitgesellschafter bei NEW.
Die Ausstellungsmodule wurden reversibel und ohne Eingriff in die historische Substanz in das Industrieensemble eingefügt. Die hier vorgestellte Station 1 am Löschturm bildet das erste der fünf Module und damt den Auftakt zur Tour durch die Kokerei. Es lagert auf der vorhandenen Gleisanlage des Löschzugs, der einst das Koks abtransportierte. Hier können die Besucher*innen ein Gesamtmodell der 600 Meter langen Kokereistruktur sowie Projektionen und Animationen bestaunen, die die komplexen Funktionsabläufe und Atmosphäre zu Betriebszeiten medial nachvollziehbar machen sollen.
In Anlehnung an die „weiße“ und „schwarze Seite“ der Kokerei – also da, wo es noch einigermaßen sauber zugeht, und da, wo es richtig staubt – sind alle fünf Module in schwarzes Metall gekleidet und werden durch opake Fensterflächen aus Industriegussglas belichtet. Die Gitterroste und äußeren Rampen des barrierefrei angelegten Denkmalpfads gehen als Bodenbelag in die Module über. So erscheinen die neuen Baukörper klar erkennbar eigenständig und werden trotz des eindeutig jüngeren Baujahrs nicht als Fremdkörper wahrgenommen. (tl)
Fotos: Petko Stoevski
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