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01.07.2005

Hans Poelzigs „Festbau“ für die Arbeit. Die Textilfabrik Sigmund Goeritz A. G. in Chemnitz (1922-27)

Bücher im Baunetz


Es gibt Bücher, die schafft man sich nach reiflicher Überlegung an, und es gibt Bücher, die man, wie das Kaugummi an der Supermarktkasse, mal eben noch mit nimmt, wenn man gerade einen teuren, dicken Prachtband bezahlt. Das vorliegende Buch mit seinen 64 Seiten kann man auch ruhig mitkaufen, wenn man sich mal wieder einen Schinken leistet.

Sven Grüne und Gregor Herberholz haben sich im Rahmen eines architekturgeschichtlichen Seminars bei Prof. Anette Menting an der HTWK Leipzig mit Poelzigs unvollendetem Industriebau in Chemnitz beschäftigt und eine solide Gebäudemonographie erarbeitet. Der Bau der Textilfabrik Siegmund Goeritz war bisher nicht erforscht und so gestaltete sich eine eingehende Betrachtung als sehr ergiebig. Die Fragen, warum Poelzig inmitten von Ziegelverkleideten Industriebauten eine Fassade aus Bruchstein realisieren wollte, warum er so monumental und archaisch aussehen und was damit zum Ausdruck gebracht werden sollte, wird unter anderem mit der Entwicklung des Schlagwortes von einem „Festbau“ für die Arbeit schlüssig erklärt.

Es wurde der Versuch unternommen, nach eingehender Analyse der verschiedenen Entwurfsstadien, die Textilfabrik Goeritz innerhalb Poelzigs Werk einzuordnen und dabei die Bedeutung historischer Vorbilder vom Kolosseum bis zum Palazzo Strozzi sinnfällig aufzuzeigen. Als ein kleiner Fokus, ein Schlaglicht auf die Architektur des Expressionismus und auf die Poelzigs im Besonderen macht der Bücherwurm bei einer Nebenbei-Mitnahme nichts verkehrt. Zudem sollte so eine Veröffentlichung auch ein Ansporn für Studenten sein, bestimmte Themen zu vertiefen und auch ohne Scheinpflicht weiterzuforschen, und auch für Dozenten, vielversprechende Hausarbeiten nicht in der Schublade verstauben zu lassen, sondern öfter mal eine Publikation anzuregen und zu begleiten. Es gibt noch mehr als genug Gebäude, die einer prägnanten, unaufgeregten Forschungsarbeit wert wären.
(Arne Winkelmann)

Sven Grüne und Gregor Herberholz
64 Seiten, Festeinband, Schwarzweiß-Abbildungen
Format: 25 x 21 cm, Preis: 14,50 EUR
Passage-Verlag, Leipzig 2005
ISBN: 3938543078


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