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15.05.2020
Knitterblech für die Kunst
Privatmuseum in Peking von B.L.U.E.
Es ist ein schwieriges Spannungsfeld, in dem sich dieses Projekt in Peking bewegt. Einerseits handelt es sich beim M WOODS Hutong um ein Privatmuseum, das mit Lin Han und Wanwan Lei einem ebenso jungen wie reichen Sammler-Ehepaar gehört. Andererseits fungiert es als gemeinnützige Institution und Motor der Revitalisierung eines historischen Quartiers. Die M WOODS Art Community entlang der Longfusi-Straße wird in Zusammenarbeit mit der Verwaltung des Distrikts Dongcheng entwickelt und umfasst nicht nur das Museum, sondern auch Werkstätten und Ateliers, Restaurants, Clubs und eine Mikrobrauerei. Zur Eröffnung des Museums wurden David Hockneys Arbeiten aus der Londoner Tate gezeigt, das ist die Liga, in der Han und Lei spielen. Trotzdem war das Budget für den Bau eher knapp, wie das zuständige Team vom B.L.U.E. Architecture Studio (Peking) berichtet.
Das neue Museum ist bereits der zweite Standort von M Woods. Liegt die erste Niederlassung mit dem Kunstbezirk Dashanzi noch etwas außerhalb, etablieren sich die beiden Macher*innen nun mitten im historischen Zentrum Pekings unweit solcher Landmarken wie dem National Art Museum of China. Das Gebäude, das jetzt umgenutzt wurde, stammt allerdings aus jüngerer Zeit. Es handelte sich um eine kommunale Kantine aus den 1950er Jahren mit Betontragwerk und Backsteinausfachung. Im Keller befand sich außerdem eine Zivilschutzeinrichtung des Bezirks, was die engen Gänge und gedrungenen Räume erklärt. Diese machen B.L.U.E. zum Ausgangspunkt ihres Projekts, denn der Weg durch das Museum beginnt – nach dem Ticketkauf im erhöhten Eingangsbereich – im Untergeschoss. Von dort geht es über mehrere eigenständige Treppenhäuser einmal kreuz und quer durchs ganze Haus bis auf die Dachterrasse. Diese wird ebenfalls als Ausstellungs- und Veranstaltungsort genutzt. Jenseits des Kellers sind im knapp 3.000 Quadratmeter großen Gebäude übrigens kaum mehr Spuren von früher zu entdecken.
Doch zurück zum eingangs erwähnten Spannungsfeld zwischen Repräsentation und Gemeinnützigkeit, das die Architekt*innen vor allem auf der Hauptfassade zelebrieren. Mit vorgesetzten Betonplatten wurde dort das alte Gebäude vollständig überformt und somit kostengünstig einem internationalen Minimalismus-Geschmack angepasst. Zugleich wurden jedoch die im Museumsbetrieb nicht mehr erforderlichen Fenster mit hübsch verknitterten Edelstahlplatten verschlossen. Das verleiht dem Gebäude einen luxuriösen Touch à la Fondazione Prada, was kein schlechter Hintergrund für künftige Eröffnungen sein dürfte. Im Making-of legen die Architekten offen, dass hier keineswegs eine besonders elaborierte Herstellungsweise zum Einsatz kam. Im Gegenteil, Verwendung fand dünnes Blech, das mit der Hand – und, den Bildern nach, auch mal mit ganzem Körpereinsatz – in Form gebracht wurde. Das passt sicherlich besser zu einer Institution, die jenseits von einigen Blockbuster-Shows vor allem junger zeitgenössischer Kunst gewidmet ist. (sb)
Fotos: Xia Zhi
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