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01.04.2020
Weißer Riese
VON M mit Hotelneubau in Ludwigsburg
Nur einen Steinwurf vom Ludwigsburger Schloss entfernt, dem ehemaligen Residenzschloss des Herzogs Eberhard Ludwig von Württemberg, liegt ein Neubau, der allein durch seine Schlichtheit ins Auge springt. Eine reduzierte Kubatur mit gekapptem Mansarddach, strahlend weiß: das Hotel Bergamo. Entworfen hat den 2.000 Quadratmeter großen Neubau das Stuttgarter Büro VON M. 55 Zimmer gibt es in dem Hotel, das in Holzmodulbauweise realisiert wurde.
Die Entstehungsgeschichte des Hauses hängt mit einem Nachbarn auf der anderen Straßenseite zusammen, einem Shoppingcenter der 1970er Jahre. Um 2010 stand dieses vor dem Aus, ein Investor zeigte Initiative, ein Fassadenwettbewerb wurde ausgeschrieben. Parallel zur Fassadensanierung und Neugliederung der Mall erklärte man das Areal nördlich des innerstädtischen Giganten zum Stadtentwicklungsgebiet. Ein öffentlicher Platz sollte gestaltet werden, ein Hotelneubau entstehen. Im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung entwickelten sechs Büros Vorschläge, am Ende wurde der Entwurf von VON M zur Realisierung empfohlen. Bauherr war ein Stuttgarter Immobilienentwickler, die Baukosten betrugen rund 6,7 Millionen Euro.
Kein einfacher Kontext also: in der einen Richtung ein 70er Jahre-Koloss, in der anderen schwäbischer Barock in Form der Ordenskapelle und des westlichen Kavalierbaus des Schlosses. Außerdem Anlieferverkehr und Autoschlangen, die zur Mall, ins Parkhaus, in die Innenstadt streben. Die Architekt*innen entschieden sich für einen Baukörper, der sich in seiner Abstraktion deutlich vom Bestand abhebt. Gleichzeitig nimmt der nach Süden und Osten viergeschossige Bau die Traufhöhe des direkten Nachbarn auf.
Trotzdem bleibt der Bau ein auf den ersten Blick weißer Fremdkörper. Fassade und Dach sind hell, fast schon blendend weiß, mit Eternitschindeln verkleidet, die Öffnungen sind eingeschobene, hochformatige Kästen mit feststehenden Fenstern. Nach Norden zeigt sich aufgrund der Hanglage ein Stockwerk mehr. An der Schmalseite im Osten schließt der Platz, die sogenannte Stadtterrasse, an. Um diese zu beleben, wurden alle öffentlichen Bereiche des Hotels an diese Seite gelegt. Bistro- und Barbereich – Bar, Tresen, Tische und Parkett extra aus massivem Eschenholz angefertigt –, gefolgt von Rezeption und Räumen für Büro, Verwaltung und Gepäcklager. Im Inneren bestimmen helles Holz, Sichtbeton, lackiertes Metall und naturbelassene Stoffe das Bild.
Bis auf Erd- und Untergeschoss bestehen die Geschosse aus vorgefertigten Holzmodulen. Die in Voralberg hergestellten Elemente wurden an fünf Arbeitstagen in Ludwigsburg aufgebaut, Wände, Böden und Decken der Hotelzimmer im Werk aus zugeschnittenen Brettsperrholzplatten zu containerartigen Raummodulen gefügt. Das betonierte Treppenhaus steift die Konstruktion aus, die in den Zimmern sichtbar bleibt. Insgesamt wurden 440 Kubikmeter Holz verbaut, der Einsatz von CO2-intensivem Beton durch das verbaute Holz kompensiert. Ergebnis: ein CO2-neutrales Haus. (kat)
Fotos: Brigida González
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Im Zuge der Neuorganisation einer angrenzen Mall wurde der Hotelneubau ausgeschrieben.
55 Zimmer hat das Hotel, davor: die sogenannte Stadtterrasse.
Weiße Eternitschindeln lassen das Haus hell strahlen.
Man sieht es dem Bau nicht an: Er ist in Holzmodulbauweise errichtet.
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