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13.03.2020
Das Unvollendete
Wohnhaus in Memmingen von SoHo Architektur
Die Architekturproduktion im Voralpenland ufere oft in der Verwendung eines vielfältigen Materialienmix aus, meint Alexander Nägele. Der Architekt wollte sich daher bei seinem neusten Projekt, dem Gebot der Moderne folgend, auf drei Materialien beschränken: Beton, Holz und Stahl. Alle in ihrer ursprünglichen Form eingesetzt, also sicht- und spürbar. Im letzten Schritt sollte die Fassade des Betonkorpus mit einem Bohrmeißel bearbeitet werden, um das Erscheinungsbild des Betons aufzulockern.
Als jedoch ein Nachbar von dem Vorhaben Wind bekam, machte der sich ob der bevorstehenden Lärmbelästigung so große Sorgen, dass er gegen die Maßnahme vor Gericht zog. Dieses untersagte die Bearbeitung und so wurde die Betonfassade unbehandelt belassen. Nägeles Büro, SoHo Architektur (Memmingen), nannte daraufhin das Einfamilienhaus uF Haus – uF steht dabei für unfinished –, obwohl die restlichen Materialien in allen Details fertig gearbeitet wurden, wie Nägele betont.
Auf einem Grundstück, das sich in einem vorstädtischen Einfamilienhausgebiet mit engen baurechtlichen Vorgaben befindet, hat Nägele ein Haus eingepasst, das in erster Linie auf den alten Baumbestand ringsum Bezug nimmt. Anstatt in einer Siedlung, soll man sich in freier Natur wähnen, wenn man aus dem Fenster schaut. Diese von den Nachbargrundstücken „geborgte“ Landschaft wurde zum Leitmotiv der Haus- und Gartengestaltung, die auch eine Garage umfasst. Der Rest ergab sich aus den baurechtlichen Möglichkeiten. So erlaubte die Baulinie auf der Südseite des Grundstücks maximal zwei Geschosse, zu den Nachbargrundstücken musste zudem ein Abstand von je drei Metern eingehalten werden.
Zwischen Garage und Wohnhaus schuf Nägele einen kleinen Hofraum, der durch das zurückspringende Erdgeschoss erweitert wird. Bodentiefe Schiebefenster öffnen Küche und Essplatz zum Garten hin, durch den Rücksprung entsteht ferner ein geschützter Freisitz. Die Innenräume sollten, trotz des kleinen Volumens und der beengten Situation, offen wirken und zugleich Privatheit schaffen, da das Quartier relativ dicht bebaut ist.
Nägele betont, wie wichtig es ihm war, wenige, traditionelle und vor allem naturbelassene Materialien zu verwenden, da sie mit der Zeit ihre eigene Patina entwickeln – würden doch viele Bauherren und Handwerker derzeit mit pflegeleichten Materialien liebäugeln. Fähige Handwerker zu finden, die das notwendige Fachwissen haben, um die Arbeiten mit minimalem Materialeinsatz und der nötigen Liebe zum Detail auszuführen, sei laut Architekten dementsprechend schwierig gewesen. (tl)
Fotos: Florian Holzherr
Kommentare:
Kommentare (15) lesen / Meldung kommentieren
Ursprünglich war vorgesehen die Fassade mit Bohrmeisseln fein zu strukturieren...
...ein Nachbar klagte aber gegen den befürchteten Lärm der Maßnahme.
Der zentrale Essplatz ist über Schiebetüren direkt mit dem Garten verbunden.
Bei der Materialsierung beschränkte sich der Architekt auf die Materialien Beton, Holz, Stahl und Glas.
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