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27.05.2020

Buchtipp: Charakterstark

32. Ausgabe von MAS Context erschienen


Iker Gil ist so etwas wie ein Architektur-Allrounder. Nach dem Studium arbeitete er bei SOM, aber neben der regulären Arbeit als Architekt hat er immer schon „andere Dinge“ gemacht: Ausstellungen oder Veranstaltungen organisiert, Texte geschrieben, Bücher herausgegeben. Es störte ihn einfach, dass sich viele Architekt*innen nur auf ihre eigene Arbeit fokussieren und der Austausch verloren geht. 2009 gründete Gil sein eigenes MAS Studio und das Magazin MAS Context. Seitdem sind elf Jahre vergangen, aktuell ist Gil bei der 32. Ausgabe: „Character“. Sie ist im Andenken an Stanley Tigerman entstanden, der letztes Jahr verstarb. Über die Jahre wuchs MAS Context kontinuierlich und veränderte sich von einem verschrobenen Insider-Tipp zu hoch gelobten und gehaltvollen Publikationen. Die Ansprüche  sind so weit gewachsen, so dass man heute, wenn man eine Ausgabe als kostenfreies PDF herunterlädt (oder am besten gleich alle!) ein veritables Buch in Händen hält.

Herr Gil, wie schaffen Sie das, seit über zehn Jahren neben Ihrer normalen Arbeit ein so gutes Architekturmagazin herauszugeben und kostenlos anzubieten?
Iker Gil: Danke für das Kompliment. Ich freue mich, wenn Ihnen gefällt, was wir machen. Und da sind wir schon beim ersten Grund, warum wir das tun. Ein zweiter Grund ist, dass ich mich mit der Arbeit im Büro auf meine Entwürfe konzentrieren möchte. Gleichzeitig will ich den Blick über den Tellerrand nicht verlieren. MAS Context soll eine Plattform sein, über die ich Diskussionen mit Kolleg*innen und mit anderen Disziplinen führen kann. MAS Context ist immer eine gute Gelegenheit, mit ziemlich unterschiedlichen Leuten in Kontakt zu treten.

Sie bieten jede Ausgabe sowohl als kostenloses PDF als auch als gedruckte Ausgabe an. Warum die zwei Wege?
Verschiedene Wege der Informationsvermittlung anzubieten ist etwas Sinnvolles, was unsere Zeit ermöglicht. Für mich sind Veranstaltungen, On- und Offline-Medien keine rivalisierenden, sondern sich ergänzende Wege. Wir lieben das Gedruckte, aber alle Artikel online zu haben bedeutet, dass wir ein sehr viel größeres Publikum erreichen können und dass man die Inhalte in einer völlig anderen Reihenfolge und in einem völlig anderen Zusammenhang, als wir ihn vorgesehen hatten, erforschen kann.

Die Webseite ist in dieser Hinsicht jedoch, wenn ich das sagen darf, ausbaufähig.
Ich weiß, ich weiß. Eines unserer größten Dauerprojekte ist der Relaunch. Das wollen wir schon lange, haben aber nie die Zeit dazu. Aber wenn wir ihn dann einmal vollziehen, werden die Möglichkeiten des Online-Schmökerns bei uns eine völlig neue Dimension erreichen, glauben Sie mir.    

Lesen Sie selbst MAS Context lieber off- oder online?
Offline. Abgesehen von den neuesten Neuigkeiten bin ich der Print-Typ. Ich will etwas in der Hand halten und es spüren, wenn ich darin blättere. Ein Buch ist auch etwas völlig anderes, wenn man es Jemandem überreicht, zum Beispiel auf einer Veranstaltung. Einen Link zu teilen ist einfach keine vergleichbare Geste. 

Dann wird es wohl auch in Zukunft bei MAS Context keine Entscheidung „print vs. online“ geben?
Ich denke, die Zukunft unserer Informationsvermittlung wird kein Kampf Print gegen Online sein. Die Frage ist, wie wir beides am besten verbinden, um die Inhalte auf einzigartige und passende Weise zu präsentieren. Die Publikationen, die ich gerne lese, sind vielfältig in ihren Meinungen, Stimmen und Präsentationsformen. Dabei sind die Freiheiten der Gestaltung und der Inhalte in unkommerziellen Formaten meist größer. Ich denke, dass daher in den letzten Jahren der Erfolg vieler kleiner, unabhängiger Publikationen stammt: Sie fokussieren auf sehr spezielle Inhalte und Themen, die über das Internet trotzdem ein Publikum finden können. Sie bieten dabei gut ausgewählte Inhalte in einer anspruchsvollen Gestaltung, ob on- oder offline. Viele der taktilen Qualitäten eines gut gemachten Printprodukts können digitale Medien einfach nicht nachbilden.  

Gibt es nach 32 Ausgaben noch die Gefahr für uns Leser, dass aus MAS Context ein kommerzielles Unterfangen wird?
Das glaube ich nicht. Ich meine, jede Ausgabe ist viel harte Arbeit für alle, und alle arbeiten umsonst. Aber das ist ein guter Anreiz, denn es bedeutet, dass am Ende etwas herauskommen muss, hinter dem wir voll und ganz stehen können. Wir verkaufen die Ausgaben auch, was einen klitzekleinen Teil der Kosten auffängt. Und wir sind über die Jahre mehrfach von Stiftungen wie der Graham Foundation finanziell unterstützt worden. Das erleichtert das Auskommen ein wenig. Darüber hinaus soll und wird MAS Context kein kommerzielles Unternehmen werden!

Das Interview führte Florian Heilmeyer.

MAS Context No. 32: Character
Hg. von MAS Studio (Iker Gil) und Design With Company (Stewart Hicks and Allison Newmeyer)
Gestaltung: Jimmy Luu


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Die Webseite ist ein bisschen altmodisch und umständlich, doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei MAS Context hervorragende Beiträge zu finden sind.

Die Webseite ist ein bisschen altmodisch und umständlich, doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei MAS Context hervorragende Beiträge zu finden sind.

Die aktuelle Ausgabe „Character“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Chicagoer Büro Design With Company, das unter anderem dieses neo-postmoderne „Dollhouse“entworfen hat.

Die aktuelle Ausgabe „Character“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Chicagoer Büro Design With Company, das unter anderem dieses neo-postmoderne „Dollhouse“entworfen hat.

Alle Ausgaben des hervorragend gestalteten Magazins gibt es als Print-on-Demand oder als kostenloses PDF.

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