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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Atelierhaus_von_BCO_in_Berlin_7111292.html

04.02.2020

Kreuzberg baut an

Atelierhaus von BCO in Berlin


Kreuzberg könnte vermutlich doppelt so groß sein, es gäbe angesichts der ständig steigenden Nachfrage trotzdem nicht genug bezahlbare Ateliers. Und seit der Eröffnung der Prinzessinnengärten 2009 und des Aufbau-Hauses 2011 hat sich auch die Gegend zwischen Moritz- und Wassertorplatz rapide entwickelt. Weil inzwischen selbst Fabrikkomplexe wie die Aqua-Höfe, trotz umfangreicher Erweiterung, die Nachfrage nicht mehr fassen können, drückt sich die Veränderung nun in Neubauten aus. So haben BCO Architekten (Berlin) 2019 in der Ritterstraße 8, nur ein paar hundert Meter von den Aqua-Höfen entfernt, zwei fünfgeschossige Neubauten für eine kleine Baugemeinschaft fertiggestellt.

Hier liegt neben dem denkmalgeschützten Pelikan-Haus (Baujahr 1905, Architekt Klaus Berndt, gehört derzeit Nicolas Berggruen) ein 12 x 70 Meter tiefes Grundstück, das lange Zeit nur von einer eingeschossigen Gewerbebaracke belegt war. „Fast alle Mitglieder der Baugemeinschaft waren vorher bereits in der Nachbarschaft ansässig“, sagt Lisa Wameling von BCO. So konnten die Bauherr*innen das Projekt mit guten Ortskenntnissen und genau definierten Raumwünschen entwickeln. Von der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gründerzeitbebauung waren nur die Reste einer „verwitterten Ziegelsteinmauer“ im Hof erhalten. Die Baracke aus den 1980ern wurde nach zweijähriger Zwischennutzung abgerissen.

Entstanden sind zwei helle, fünfgeschossige Gewerbehäuser mit insgesamt 1.431 Quadratmetern Nutzfläche für acht Ateliers, ein Café im Vorder- und eine zweigeschossige Galerie im Hinterhaus. Das Vorderhaus füllt auf Traufhöhe die Lücke zwischen einem weiteren Neubau und dem Pelikan-Haus, während das Hinterhaus hoch, schmal und weiß an dessen markante Brandwand gestellt wurde. An dieser führen nun lange, weiße Laubengänge entlang, die die Ateliers im Hinterhaus mit dem Treppenhaus und dem Aufzug im Vorderhaus verbinden, das Hinterhaus verfügt aber auch über einen eigenen Aufzug.

Die Architekten verstehen die kleinen Häuser als „zeitgenössische Interpretationen“ der anliegenden Gewerbebauten der Gründerzeit. „Baumerkmale wie Fenstergrößen, Proportionen und Raumhöhen“ sowie die hellen Höfe seien übernommen worden. Tatsächlich vermitteln die großen Fenster sowie die einfachen Materialien und Details sofort ein Gefühl von Industriebau. Dazu kommen bemerkenswerte Raumhöhen von 4,70 Meter im Erdgeschoss und 3,60 Meter im Regelgeschoss. Die fast quadratische Hofeinfahrt, 4,75 Metern breit, ist gleichzeitig Eingang zum Café und mit einem großen, von der Galerie genutzten Schaufenster auch als öffentlicher Raum gedacht.

Die Straßenfassade schaut nach Süden, gegenüber stehen offene Wohnzeilen. So fällt viel Licht auf das Haus, dessen 120 bis 166 Quadratmeter große Arbeitsräume über je zwei Loggien in der einen Meter dicken Fassade aus hellgrauem Leichtbeton verfügen. Alle Räume sind relativ flexibel teilbar, geheizt wird „ausschließlich regenerativ“ über eine Niedrigtemperatur-Fußbodenheizung mit Fernwärmeanschluss. Sowohl im Vorder- als auch im Hinterhaus sind die oberen beiden Etagen als Maisonetten zusammengefasst, was vorne große Arbeitsräume mit Dachfenstern und hinten eine Dachterrasse mit einem kleinem „Dachhaus“ und einem fast 40 Quadratmeter großen Dach- und Kräutergarten ergibt.   

Die Baukosten beziffern die Architekten auf 3,06 Millionen Euro. Wameling weist darauf hin, dass das „mit den Baupreisen von heute“ und einer aufwändigeren Haustechnik nicht machbar wäre. Gewohnt werden darf im Gewerbegebiet allerdings nicht, auch wenn im Dachgeschossplan ein Bett eingezeichnet wurde: „Das ist erstmal ein fiktives Bett. Uns war wichtig, dass alle Räume Qualitäten für Wohnen und Arbeiten aufweisen, sodass sie in Zukunft vielleicht umgenutzt werden könnten. Deswegen gibt es in den Einheiten auch Duschen. Vielleicht möchte jemand ins Büro joggen und dann erstmal duschen. Oder die Gegend wird zum urbanen Gebiet erklärt und Wohnen wird möglich.“ (fh)

Fotos: Werner Huthmacher


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Neue Kreuzberger Mischung: die Atelierbaugruppe Ritterstraße 8 von BCO Architekten.

Neue Kreuzberger Mischung: die Atelierbaugruppe Ritterstraße 8 von BCO Architekten.

Blick von Osten: Das Hinterhaus vor der Brandwand des historischen Pelikan-Hauses.

Blick von Osten: Das Hinterhaus vor der Brandwand des historischen Pelikan-Hauses.

Blick nach Norden und Osten aus dem Büro von Nailis Architekten im 3. OG des Hinterhauses.

Blick nach Norden und Osten aus dem Büro von Nailis Architekten im 3. OG des Hinterhauses.

Die weißen Galerien verbinden die Ateliers im Hinterhaus mit dem Treppenhaus im Vorderhaus.

Die weißen Galerien verbinden die Ateliers im Hinterhaus mit dem Treppenhaus im Vorderhaus.

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