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23.01.2020
Gottfried Böhm feiert heute 100. Geburtstag
Köln feiert ihn ein ganzes Jahr
Den 100. Geburtstag von Gottfried Böhm, den der erste und bis 2015 einzige deutsche Pritzker-Preisträger am heutigen Donnerstag, den 23. Januar 2020 feiert, nimmt die Kölner Architekturszene zum Anlass, ihm und seinem Werk gleich einen ganzen Kalender voller Termine zu widmen.
Von Uta Winterhager
Am Anfang stand ein E-Mailrundruf des Erzdiözesanbaumeisters Martin Struck mit dem Betreff „Böhm 100“. Vor gut einem Jahr regte er an, diesen außergewöhnlichen Anlass zu nutzen, um diesen außergewöhnlichen Architekten und sein außergewöhnliches Werk zu würdigen. Den Wunsch teilten viele, und so ist nun durch den Zusammenschluss von 14 Kölner Initiativen und Institutionen sowie überregionalen Beteiligten aus dem Bergischen Land, Aachen und dem Deutschen Architekturmuseum als Satellit in Frankfurt am Main und koordiniert vom BDA Köln das mit 35 Veranstaltungen umfassende und durchweg unkommerzielle Programm BÖHM100 zustande gekommen.
Die Pluralität der Akteure, die (vielleicht auch dank verschiedenster Eitelkeiten) nicht zu einer zentralen Ausstellung, sondern zu einem vielfältigen Angebot und unterschiedlichen Formaten geführt hat, wird dem Böhm’schen Oeuvre auch in der Breite gerecht. Und es verdeutlicht, welchen Stellenwert Gottfried Böhm in Köln hat. Jeder kennt ihn, den „Boss“, wie er im Büro genannt wurde, ob als Kollegen, als Lehrer oder Übervater der Architektur. Jeder kennt seine Werke, die im Stadtbild über die Jahrzehnte nicht an Präsenz verloren haben.
Gottfried Böhm, den BauNetz zum 99. Geburtstag ausführlich würdigte, war nie ein Mann der großen Worte und kopflastigen Theorien, sondern ein Macher, ein Baukünstler, der Formen und Räume jeden Maßstabs sehr direkt und nicht selten mit den eigenen Händen schuf. Wer Böhms Architektur erleben möchte, sollte sie also bestenfalls auch anfassen können. Diesen Mehrwert bieten die größtenteils vor Ort in den Kirchen und Profanbauten stattfindenden Vorträge. Für die dezentralen Projekte werden Exkursionen angeboten – mit dem Fahrrad vom Kinderdorf Bethanien zur Waisenhauskirche in Sülz (BDA), mit dem Bus zu den Böhm-Kirchen ins Oberbergische (Rheinischer Verein) oder mit dem Zug nach Düsseldorf-Garath (AFR) zur Besichtigung des Altenwohnheims St. Hildegard und der Kirche St. Matthäus.
Doch auch die weniger populären Bauten Böhms, wie die Siedlung Seeberg-Nord oder die WDR-Arkaden (koelnarchitektur.de) werden besucht und aus bauzeitlicher wie heutiger Perspektive betrachtet. Da weder Beton noch innovative Ideen ewig halten, wird im Rahmen der Veranstaltungsreihe auch immer wieder die Frage gestellt, wie die Bauten für die Zukunft konserviert werden können. Was kann der Denkmalschutz tun, was eine (energetische) Sanierung? Innovative Techniken, die zum Beispiel für die Betoninstandsetzung am Mariendom in Neviges (Ausstellung im DAM) eingesetzt werden, können möglicherweise genauso prägend sein, wie es die Architektur zu ihrer Zeit war.
Schön und sicher auch typisch für das allgemein baukulturaffine Köln ist, dass sich das Programm „Böhm 100“ nicht nur an das Fachpublikum richtet. Denn weil jeder ihn kennt, möchte auch jeder ihn feiern. Alles Gute zum 100., Gottfried Böhm!
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Gottfried Böhm im Januar 2019 in seinem Büro in Köln.
Katholische Pfarrkirche St. Gertrud, Krefelder Straße in Köln, 1961-66, Gottfried Böhm
Wallfahrtsdom Neviges, Velbert, 1968, Gottfried Böhm
Wohnsiedlung Seeberg-Nord im Kölner Stadtbezirk Chorweiler, 1966-74, Gottfried Böhm
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