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16.01.2020

Deutsches Architekturbüro in Erklärungsnot

Bewerbungsantwort provoziert Rassismusdebatte


Die Baubranche boomt, der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Architekturbüros suchen händeringend nach Leuten. Ausgerechnet in dieser Situation wurde am Montag eine Email publik, die eine Debatte über Alltagsrassismus ausgelöst hat.

Kommentar von Friederike Meyer


„Bitte keine Araber.“ Mit diesem Satz sah sich ein junger Mann konfrontiert, der eine Praktikumsbewerbung an das Büro GKK+ Architektur und Städtebau geschickt hatte. Die Antwort postete er schockiert auf Facebook. Sein Kommentar: „Die schlimmste Absage, die man je erhalten kann.“ Dass die E-Mail ganz sicher nicht an den Bewerber gerichtet war, glaubt jeder. Dass sie aber zur bürointernen Kommunikation von der Chefin geschrieben wurde, verlangt nach einer Erklärung. Diese lieferte das Büro auch prompt in einer Stellungnahme, die BauNetz vorliegt: „Dass es im vorliegenden Fall zu einem Missverständnis kam, das auf Verkürzung und fehlendem Kontext basiert, bitten wir zu entschuldigen.“, heißt es darin. Man beschäftige aktuell Mitarbeiter aus neun Nationen und sei auf drei Kontinenten aktiv. Auch im arabischen Raum habe man gerne und erfolgreich mit Partnern vor Ort gearbeitet. Die Bewerbung des Mannes sei versehentlich einer laufenden Stellenanzeige für Projekte in China zugeordnet worden. Für diese seien unter anderem sehr gute chinesische Sprachkenntnisse und Projekterfahrung in China nötig. Weil der Bewerber die Voraussetzung nicht erfülle, sei die Bewerbung mit verkürztem Kommentar an das Sekretariat zurückgeschickt worden. Das Büro, so heißt es weiter, habe am Dienstag (14.1.2020) mit dem Mann telefoniert und ihn um Entschuldigung gebeten, die er akzeptiert habe.

Diese Stellungnahme unterstreicht die Selbstdarstellung des Büros. Auf seiner Webseite sind aktuell eine Collage von 30 Nationalflaggen und rund 240 Namen ehemaliger Mitarbeiter*innen unterschiedlichster Herkunft zu finden. Dennoch kann das alles den Verdacht nicht vollständig ausräumen, dass es sich hier um einen Fall von Alltagsrassismus handelt, wie er leider vielerorts in Deutschland täglich spürbar wird – und wie er eben auch vor dem Alltag in Architekturbüros nicht halt macht. Denn abgesehen davon, dass Namen von Menschen heute längst nicht mehr auf deren kulturelle Prägung schließen lassen, sind Versehen und Hektik im Berufsalltag keine Erklärung.

Fest steht: Die Debatte über diesen Vorfall ist wichtig. Das pauschale Gruppieren von Menschen, dieser untergründige Rassismus, wie er hier hinein interpretiert werden kann, darf niemals salonfähig werden, und auch nicht hinter vorgehaltener Hand, in verkürzter Form oder schnell getippten Mails geäußert werden. Denn wie immer gilt: Was ankommt ist die Botschaft, und nicht das, was vermeintlich mit ihr gemeint war.


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Nationalflaggencollage von der Webseite des Architekturbüros

Nationalflaggencollage von der Webseite des Architekturbüros


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