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12.02.2020
Blau machen in Vaux-en-Velin
Schule von Dominique Coulon bei Lyon
Das französische Büro Dominique Coulon & Associés (Straßburg) ist nicht nur für eine größere Anzahl an Kindergärten, Kulturzentren und Schulen bekannt, die es vorrangig in Frankreich errichtet hat. Sondern auch für seinen Hang zum modernen Farb-Expressionismus. Nicht selten sind die Entwürfe in knalligen Tönen gehalten – wie beispielsweise der pink-orange leuchtende Schulkomplex in der Pariser Banlieue oder das zitronengelbe Kulturzentrum im Städtchen Isbergues.
Für den Neubau einer Grundschule in Vaux-en-Velin im Großraum Lyon griffen die Architekten wieder einmal in den Farbtopf und verpassten ihm einen Anstrich in sattem Blau. Bei schönem Wetter verwischen die Außenwände nun mit der Farbe des Himmels. Auch Böden, Treppenhäuser und Innenwände sind in blauen Schattierungen getaucht. Die einzelnen Elemente der Architektur verlieren damit an Eigenständigkeit, alles verfließt zu einem atmosphärischen Raum. Die Schule besetzt in der vorstädtischen Nachbarschaft einen ganzen Block und gewinnt über drei terrassierte Stockwerke zu zwei Seiten an Höhe.
Das Farbspektakel verleiht dem Gebäude zwar eine Signalwirkung, die in den ökonomisch benachteiligten Ausläufern Lyons durchaus gewünscht gewesen sein mag. Doch welches pädagogische Konzept wird hier eigentlich verfolgt? Die Gemeinde Vaux-en-Velin hat die Schule im Rahmen eines Stadterneuerungsprogramms für größere sozialräumliche Aufgaben geöffnet. So umfasst sie jetzt Kindergrippe, Tanzsaal, Sporthalle, Bibliothek und Bistro. Die nachbarschaftlichen Nutzungen liegen im Erdgeschoss, während die Klassenzimmer und administrativen Räume im ersten Obergeschoss angesiedelt sind. Durch die Stapelung und Kreuzung langer Riegel entstehen Höfe und Terrassen. Die Anordnung der Unterrichtsräume folgt nach einem eher konventionellen Konzept mit Mittelflur.
Die Blautöne des Blocks werden in den Innenräumen mit Gelb kontrastiert und an den straßenseitigen Fassaden von schlichteren Grau- und Weißtönen abgelöst. Laut der Architekten soll dieses Spiel unerwartete Reflexionen und Variationen in der Wahrnehmung hervorrufen; generell wünsche man sich einen Dialog mit dem Horizont. Während sich das französische Schulsystem ruhig etwas von den aktuellen deutschen Cluster-Grundrissen abschauen dürfte, könnte man hierzulande sicherlich etwas von der Poesie à la Dominique Coulon vertragen. (kg)
Fotos: Eugeni Pons
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