Von der hochschießenden Glastriangel zur umgebauten Scheune am Bodensee, vom öffentlichen Wohnzimmer in Helsinki zur intimen Lesenische in Seoul: 2019 ist das Jahr der Bibliotheken in all ihren Spielarten. Die Architekt*innen gingen die Bauaufgabe gestalterisch äußerst unterschiedlich an, machten daraus mal eine stolze Stadtkrone wie
Bolles+Wilson in Luxemburg oder
Foster+Partners in Sharjah, mal eine behutsame Einbettung in den Bestand wie
Steimle Architekten in Kressbronn. Aber alle legten mit ihren Plänen, Umbauten, Neubauten oder Sanierungen ein Bekenntnis zur Öffentlichkeit ab. Der Zugang zu Information und Bildung gilt jedem – diese Botschaft ist den Bibliotheksbauten eingeschrieben, die 2019 im BauNetz erschienen.
Der öffentliche Wert der Bibliothek bleibt, Medien und Art der Informationsbeschaffung aber wandeln sich. Das zeigen auch die teils innovativen bis ungewöhnlichen Konzepte für die Bibliotheken: Die Zentralbibliothek in Helsinki von
ALA Architects besteht hauptsächlich aus einem Lesesaal und kommt ohne großes Magazin aus, während die Bücher selbst aus einem ganzen Verbund finnischer Bibliotheken bezogen werden. Ums Verbinden und Vernetzen geht es auch im kanadischen Cambridge, denn die dortige Bibliothek von
RDH Architects kommt offiziell ganz ohne Bücher aus. Dafür bietet sie Räume zum Studieren, Werken, Arbeiten. Umgekehrt gestaltet es sich beim Bibliotheksdepot in Shenzhen. Das ist nämlich in erster Linie ein Büchermagazin, dem
Studio Link-Arc öffentliche Räume hinzufügten. In Berlin wurde in diesem „Bibliotheksjahr“ ein Kapitel geschlossen und ein Neues aufgeschlagen: Im Osten konnten
hg merz nach knapp fünfzehn Jahren die Generalsanierung der Staatsbibliothek fertigstellen und beim Umbau Stabi West steht fest:
gmp wird's machen.
(sj)
Teaser: Zentralbibliothek in Helsinki von ALA Architects, Foto: Tuomas Uusheimo