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04.11.2019

Amöbe bei Moskau

Villa von J. Mayer H. und Partner


Das Berliner Büro J. Mayer H. und Partner (Berlin) steht wie kein zweites in Deutschland für extravagante Bauten: Von der Kubatur bis zum Fassadendetail orchestrieren die Architekt*innen des Metropol Parasol in Sevilla immer wieder Form, Farbe, Muster und Material zu einer deutlich erkennbaren Handschrift. Kreischend und poppig springt den Betrachtern etwa die von Terence Riley kuratierte Fassade des Museum Garage Parkhauses in Miami entgegen. Konstruktive Slickness, aber futuristische Formen zeigt die Villa Dupli.Casa bei Ludwigsburg. Dabei setzen die Architekt*innen immer wieder auf das Verhältnis von Raum und Körper, von Natur und Technologie.

Heraus kommt dabei oft eine amöbenhafte Architektur, im Hinblick auf die Formensprache als auch auf die Wandelbarkeit des „Büro-Stils“ selbst. Das Bild einer Amöbe drängt sich auch beharrlich auf, wenn man sich die jüngst fertig gestellte Villa N.N. in einem ländlichen Gebiet unweit von Moskau ansieht. Auf einem Grundstück in der Nähe des Flusses Moskva planten die Architekt*innen einen riesigen Wohnsitz mit 5.300 Quadratmeter Fläche, der laut Pressemitteilung eine räumliche Erkundung des Verbergens und Aufdeckens darstellt.
 
Das Gebäude mit drei Geschossen – von dem weder detailliertes Planmaterial noch Innenaufnahmen veröffentlicht werden – breitet sich als polyamorphe Form auf dem Grundstück aus. Spitz zulaufende Gebäudeteile ragen wie kleine Ärmchen aus dem Gebäudevolumen heraus, rampenartig verbinden sie die Höhenniveaus der verschiedenen Ebenen mit dem Garten. Das bisweilen dramatischste Szenario: Eines der Ärmchen wölbt sich als auskragende Dachplatte in die Tiefe, bis es mit der Spitze den Erdboden berührt. Die umherkurvenden Geschossplatten verwischen die Grenze von Innen- und Außenraum. Auf allen Niveaus befinden sich Terrassen, mal überdacht, mal exponiert.
 
„Konstruierte Natur“ nennen die Architekt*innen die Freiraum- und Sportflächengestaltung. Auf dem unbescheiden großen Grundstück befinden sich ein Fußballplatz, eine Kletterwand und mehrere Pools und Teiche. Über geschlungene Wege, die die Konturen des Hauses optisch weiterführen, sind die Bereiche auf dem Grundstück miteinander verbunden. So aufwändig die Gestaltung des ganzen Projekts sein mag, die Nachbarn sollten nichts davon haben. Geplant war ursprünglich, das Gelände so abzutragen, dass die seitlichen Geländekanten wie bei einem Halbrohrprofil nach oben zeigen und das Grundstücksinnere gut abschirmen. (kg)

Fotos: Ilya Ivanov


Zu den Baunetz Architekt*innen:

J. MAYER H. und Partner


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