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11.09.2019
Dach mit religiöser Neigung
Villa von L.E.FT Architects im Libanon
Umgeben von Pfirsich-, Feigen- und Mandelbäumen liegt das kleine libanesische Dorf Niha zwischen dem Chouf-Gebirge und dem Mittelmeer, circa 44 Kilometer von Beirut entfernt. Niha ist ein bekannter Ort, sagt man doch dem biblischen Propheten Hiob nach, er habe sich hier einige Zeit aufgehalten. Wegen dieser Geschichte zieht es jedes Jahr unzählige Besucher diverser religiöser Glaubensgemeinschaften zum Hiobsschrein, einer sakralen Architektur reich an Innenhöfen, Arkadengängen und Kreuzgewölben. Auch die Architekten von L.E.FT (New York/Beirut) bedienten sich dieser symbolischen und visuellen Referenz für eine Villa am Rand des Dorfes, die 2018 für einen privaten Bauherren fertiggestellt wurde.
„Von oben geneigt, von unten gewölbt als auch von den Seiten verdreht“ – etwas kompliziert klingt die Beschreibung des Daches der Villa, dem eine Schlüsselrolle im Narrativ des Entwurfs zufällt. Angelehnt an den Schrein und die ortstypischen Kreuzgewölbe der Gegend entwarfen die Architekten eine expressive, zwischen Giebel und Gewölbe changierende Dachform. Richtung Westen, dem Meer entgegen, steigt diese steil an. Untergebracht ist das Raumprogramm des herrschaftlichen Hauses in sechs nebeneinanderliegenden Gewölbeschiffen: Auf einer quadratischen Grundfläche von 30 mal 30 Metern finden sich im Erdgeschoss Gesellschaftsräume wie Küche, Salon, Wohn- und Esszimmer, während sich die privaten Räume im oberen Stockwerk befinden. Die skulpturale Verformung der sich kreuzenden Gewölbe setzt den Innenraum extravagant in Szene, hinzu kommen Böden aus hellem und dunklem Marmor und weiß getünchte Wände, die für das hier offensichtlich nötige Luxusfeeling sorgen.
Im Hinblick auf die religiöse Umgebung bringen die Architekten noch eine weitere Metapher ein: L.E.FT, die bereits bei einer Moschee in Moukhtara die Orientierung ihrer Gebäude zum grundlegenden Thema erklärten, betonen die Bedeutung der zwei Seiten, zu denen die Villa in Niha gewandt ist. Die Neigung des Daches soll in Richtung des Schreins die demütige Haltung eines Menschen während des Gebets nachempfinden, während die höhere Seite den Ausblick auf die bergige Landschaft des Choufs rahmt. (kg)
Fotos: Bahaa Ghoussainy
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