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02.09.2019
Vorbild Gewerbehalle
Wohnhaus von FAR frohn+rojas in Berlin
Zwei Jahre lang hat der Berliner Architekt Marc Frohn, Mitinhaber des Büros FAR frohn&rojas, nach einem Grundstück gesucht, bis er die kriegsbedingte Baulücke im blockrandbebauten Berlin-Moabit für sein radikales Wohnhaus fand. Die Idee: Er wollte er mit Betonfertigteilen bauen, die sonst zur schnellen Errichtung von Gewerbehallen verwendet werden. Denn sein Interesse gilt einer Frage, die Architekten seit Jahrzehnten bewegt: Wie lässt sich das systemische Bauen mit einem großen Freiheitsgrad verbinden?
Der soeben fertiggestellte sechsgeschossige Wohnungsbau mit Büroflächen im Erdgeschoss ist zugleich eine Antwort auf die virulente Frage, wie die Rohbaukosten minimiert werden können. Die Nettobaukosten berechnet auf die Bruttogrundfläche geben die Architekten mit 1.500 Euro pro Quadratmeter an, das Planungshonorar ist darin allerdings nicht eingeschlossen. Lange vor Entwurfsbeginn haben sie die Fertigungsprozesse im Betonteilwerk studiert, haben gelernt, dass man sich unter anderem über die Abmessungen des Schalungstisches nähern muss, dass es rund 40.000 Euro kosten würde, den dort vorgegebenen Achsabstand anzupassen, dass es darauf ankommt, herauszufinden, wie man ohne Zusatzkosten Veränderungen an den Elementen vornehmen und zugleich das Grundstück optimal ausnutzen kann.
Die Fertigteile spannen nun 13 Meter über die gesamte Tiefe des Hauses. Oder anders: Frohn hat für das Haus sechs mal eine Gewerbehalle übereinander gestapelt. Das ermöglicht maximal flexible Grundrisse für Mietwohnungen und Wohnateliers zwischen 30 und 110 Quadratmetern. Durch die Unterzüge entsteht eine ganz eigene Ästhetik, die durch die Glashülle hindurch wie eine Art Oberlichtband wirkt. Im Sinne des systemischen Ansatzes ist auch die Fassade ein Standardelement, ebenso wie das Trapezblech für den Dachaufbau, der an ein Gewächshaus erinnert und der der oberen Wohnung als Austritt dient.
Ein Jahr lang haben Marc Frohn und Mario Rojas Toledo mit ihrem Büro geplant, ein Jahr lang gebaut. Der Rohbau war in sechs Wochen fertig. „So etwas kann man nicht nach den Leistungsphasen durcharbeiten“, sagt Frohn auf der Vorstellung des Projekts im Rahmen einer Arch+-Veranstaltung Mitte August. Und kommt damit an einen entscheidenden Punkt der Architekturdebatte. Einerseits brauchen wir dringend derartig experimentelle Projekte, bei denen die Architekten quer denken und sich über konventionelle Wege hinwegsetzen. Möglich ist das meist nur, wenn sie selbst als Bauherr auftreten und damit das finanzielle Risiko tragen. Wichtig ist andererseits aber auch, dass diese Pioniertaten in den großen Maßstab übertragen werden. Dafür braucht es mutige Auftraggeber, gerade in Zeiten des Baubooms. (fm)
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Das Wohnhaus in Berlin-Moabit besetzt eine Baulücke an einem Eckgrundstück.
Es entstand aus Betonfertigteilelementen, die normalerweise im Gewerbebau verwendet werden.
Die auffälligen Fugen der Betonträger setzen sich im Innenausbau am Anschluss der Wände an die Decken fort.
Die Fassade ist ebenso ein Standardelement.
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