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01.08.2019

Flucht aus Norddeutschland

Villenumbau von J. Mayer H. und Partner


Irgendwo in Norddeutschland soll diese Villa stehen, der genaue Standort bleibt geheim. Doch die Casa.Morgana und ihr Garten sind vor allem ein Sehnsuchtsort. Ein Ort der subtropischen Entrücktheit, an dem eine rauhe und zugleich luxuriöse Materialität gefeiert wird, wie man sie immer wieder bei zeitgenössischen Villen im mediterranen Raum sieht.

Aus dem irrationalen Spiel mit Wahrnehmungen leiten J. Mayer H. und Partner (Berlin) auch den Namen ihres kürzlich fertiggestellten Hauses ab: Casa.Morgana darf als Anspielung auf Fata Morgana verstanden werden. Mit flirrender Ungreifbarkeit hat man es hier jedoch nicht zu tun, sondern mit einem sehr präsenten Haus, das recht profan direkt zwischen gründerzeitlichen Villen an der Straße steht – denn die Casa.Morgana ist Ergebnis eines radikalen Umbaus.

Waschbeton, Braun und Beige prägten den ziemlich überwucherten Bestand aus den frühen 70er-Jahren. Die Architekten bauten das Haus bis auf den Rohbau zurück, entnahmen einzelne Wände und Decken und überformten das Gebäude komplett, um den piefigen und blassen Spätmodernismus des Originals exzentrisch neu zu interpretieren. Dementsprechend beschreiben sie das Resultat als einen Ort, „der die zeittypische archaische und brutalistische Ästhetik der Entstehungszeit präzisiert und weiterführt“. Das Ergebnis überrascht umso mehr, wenn man sich die mittlerweile international fest verankerte Handschrift des Büros vor Augen führt. Mancher würde auf den ersten Blick wohl eher an Arno Brandlhuber denken und nicht an das Büro von Jürgen Mayer H.

Terrazzo, raumhohe Spiegel und viel freigelegter Sichtbeton bestimmen das Innere, das sich nur an der Gartenseite zum Außenraum öffnet. Sehr viel mehr als bei den meisten vergleichbaren Projekten spielt der Garten hier eine entscheidende Rolle. Palmen, Bambus, Farne und eindrucksvolle Pilze auf kniehohen Baumstümpfen schaffen einen dichten atmosphärischen Grünraum, der wenig mit der heimischen Vegetation Niedersachsens zu tun hat. Verantwortlich für die subtropisch inspirierte Gartengestaltung ist das Düsseldorfer Büro Tita Giese Pflanzenprojekte, das für seine anspruchsvollen Entwürfe bekannt ist. Giese hat unter anderen die Privatgärten für Andreas Gursky sowie Thomas Ruff gestaltet, mit Herzog & de Meuron zusammengearbeitet und einige öffentliche Flächen in Düsseldorf bepflanzt. (gh)

Fotos: David Franck


Zu den Baunetz Architekt*innen:

J. MAYER H. und Partner


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