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26.06.2019
Popcorn-Kino für Architekten
eVolo Skyscraper Competition 2019 entschieden
Die Kraft utopischer Fantasien durchzieht die Kulturgeschichte des (westlichen) Denkens seit Jahrhunderten. Wenn es die seit 2006 jährlich ausgelobte Skyscraper Competition des US-amerikanischen Onlinemagazins eVolo nicht gäbe, man müsste sie erfinden. In allen Projekten schwingt – notwendigerweise, möchte man fast hinzufügen, denn immerhin handelt es sich um fiktionale Wolkenkratzer – eine Überportion Hybris mit. Als ob der Maßstab für Architektur und Infrastruktur nur gigantisch genug sein müsste, um die komplexen Problemlagen der Welt zu lösen.
Wenn man jedoch im Hinterkopf behält, dass ein solcher Ideenwettbewerb die drängenden urbanen Fragen der Gegenwart nur bedingt beantworten kann, lassen sich die von den Jurymitgliedern Melike Altinisik, Vincent Callebaut, Marc Fornes und Mitchell Joachim ausgezeichneten oder mit lobenden Erwähnungen geehrten Projekte mit Genuss betrachten – wie ein gut gemachter Hollywood-Streifen. Tatsächlich merkt man nicht wenigen Projekten den Spaß an, den die Architekten beim Entwerfen verspürt haben müssen.
Nichtsdestotrotz lieferte in der Mehrzahl der eingereichten Entwürfe ein gesellschaftskritischer Blick auf aktuelle politische Umwälzungen den ersten Impuls. Die Rundtürme des Projekts Borderland entwarfen Muhammed Aydem, Burak Arifoglu und Omer Faruk Demir als vertikale informelle Siedlungen für Geflüchtete in zwischenstaatlichen Grenzgebieten. Das Projekt Carbon Copy von Dattner Architects sieht gigantische gerasterte Strukturen für bewaldete Landschaften vor, in denen Bäume und Pflanzen vertikal auf mehreren Ebenen übereinander wachsen können, um der CO2-Belastung der Atmosphäre entgegenzuwirken. Und The Clean Up: Ocean Cleaning Skyscraper von Karol Lacki, Dominik Pierzchlewicz und Szymon Ciupinski platziert mit dem „Monument of Waste – Skyscraper that Humanity deserves“ einen das Empire State Building um das Doppelte überragenden Rundbau aus Müll mitten in New York. Dieses Volumen soll der Menge an Müll entsprechen, die jährlich in der Millionenmetropole entsteht.
Unter den insgesamt 478 eingereichten Projekten vergab die Jury drei erste Preise:
- 1. Preis: Methanescraper von Marko Dragicevic
- 2. Preis: Airscraper von Klaudia Gołaszewska und Marek Grodzicki
- 3. Preis: Creature Ark: Biosphere Skyscraper von Zijian Wan, Xiaozhi Qi und Yueya Liu
Methanescraper, entworfen von Marko Dragicevic aus Serbien, ist ein vertikaler Stadtteil in Belgrad, der als Deponie mit Recyclingmöglichkeiten dient. Allein die Architekturzeichnungen, die an eine Computerspielästhetik angelehnt sind, zeugt von einer gewissen Selbstironie. Klaudia Golaszewska und Marek Grodzicki aus Polen sehen in ihrem Projekt Airscraper einen stadtähnlichen Wolkenkratzer vor, der in stark verschmutzten städtischen Siedlungen die Luft reinigt. Das von Zijian Wan, Xiaozhi Qi und Yueya Liu aus dem Vereinigten Königreich entworfene Creature Ark: Biosphere Skyscraper ist ein vertikales Naturschutzgebiet mit diversen Forschungseinrichtungen.
Neben den drei Gewinnern wurden stolze 27 Projekte mit lobender Erwähnung prämiert. Film ab! (stu)
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1. Preis: Methanescraper von Marko Dragicevic
2. Preis: Airscraper von Klaudia Golaszewska und Marek Grodzicki
3. Preis: Creature Ark: Biosphere Skyscraper von Zijian Wan, Xiaozhi Qi und Yueya Liu
Lobende Erwähnung: Connection One: Skyscrapers Network von Thomas Gössler
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