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05.06.2019
Giebelgalopp
Holzhaus in Atlanta von Jennifer Bonner
Die Architektin Jennifer Bonner und ihr Büro MALL (Boston) haben mit dem House Gables ein zweistöckiges Einfamilienwohnhaus in rahmenloser Holzbauweise errichtet. Es liegt in Atlanta an der BeltLine, einem großen städtebaulichen Entwicklungsprojekt in den Vereinigten Staaten. In mehreren Etappen werden auf ehemaligen Gleisanlagen die Nachbarschaften der Stadt mit einem fußgänger- und fahrradfreundlichen Wegesystem über 22 Meilen Länge verbunden. Zudem sollen bis zur geplanten Fertigstellung 2030 mehrere Parks und 5.600 bezahlbare Wohnungen entstehen.
Das House Gables besitzt eine lediglich circa 5,5 Meter schmale Straßenfassade und macht auf dem Grundstück so Platz für einen langgezogenen Garten. Die Architektin greift das traditionelle Satteldach der umgebenden Bebauung spielerisch auf, multipliziert und verschiebt es jedoch mehrfach ineinander. Trotz des simplen rechteckigen Grundrisses ergeben sich für die Fassaden damit jeweils eigene, asymmetrische Kompositionen.
Die Dachlandschaft definiert jedoch nicht nur die Erscheinung, sondern ist zugleich prägendes Element für die Raumaufteilung. So besteht das Gebäude aus sechs ineinander verschränkten Satteldachhäusern unterschiedlicher Dimension. Bonner spricht – in (ironischer) Anlehnung an Le Corbusiers „Free Plan“ (dt.: freier Grundriss) und Adolf Loos‘ Raumplan – vom Konzept des „Roof Plan“. Der Dachgrundriss wird demnach zum programmatischen Ausgangspunkt für die Organisation der Architektur. Die ein- und zweigeschossigen Räume mit Galerien orientieren sich nach den Richtungen der Firste und können am Dach annähernd abgelesen werden.
Alle Außen- und Innenwände, Böden und Dächer bestehen aus massivem Brettsperrholz. Das Haus besitzt anders als in den USA üblich keine Rahmenkonstruktion. Stattdessen übernehmen die zugeschnittenen Platten die tragende Funktion. Sie sind in ihren individuellen Formen vorfabriziert und wurden in lediglich 14 Tagen über dem für die Tiefgarage ausgehobenen Baugrund montiert.
Auch in den Innenräumen sind die spitz zulaufenden, expressiven Formen der Dachlandschaft allerorten ablesbar. Unterstützt wird der Effekt durch farbig gestrichene Wand- und Bodenbereiche, wobei die Holzoberfläche größtenteils sichtbar bleibt. Bonner zeichnet auch für die Inneneinrichtung verantwortlich, für die sie ausschließlich auf weibliche Designer zurückgriff, darunter Ray Eames, Jessica Nakanishi, Stine Gam, Patricia Urquiola, Aino Aalto und Ragnheiður Ösp. (stu)
Fotos: NAARO // Timothy Hursley
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Die Straßenfassade des House Gables von Jennifer Bonner, MALL (Boston) ist nur 5,5 Meter schmal.
Zwei Seiten sind mit einem Putz in Ziegeloptik verkleidet, verarbeitete Glasperlen geben ihnen einen schimmernden Effekt.
Von oben sind die verschränkten Giebeldächer gut erkennbar.
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