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17.05.2019
China, Bauhaus und New York
I. M. Pei ist tot
I. M. Pei ist tot. Der chinesisch-amerikanische Architekt starb gestern im Alter von 102 Jahren zuhause in Manhattan. Geboren wurde Ieoh Ming Pei am 26. April 1917 in Guangzhou. Er stammte aus einer gutsituierten Familie und kam bereits als Schüler mit der US-amerikanischen Kultur in Berührung. 1935 ging er in die USA um am MIT in Boston Architektur zu studieren.
Ab 1942 war er Student an der Harvard Graduate School of Design. Walter Gropius und Marcel Breuer – die dort ihre Interpretation des Bauhaus-Erbes propagierten – waren seine Mentoren. Mindestens genauso wichtig war Le Corbusier, den er bereits in Boston erleben konnte, was er später als eine Art Erweckungserlebnis bezeichnete. 1955 wurde Pei amerikanischer Staatsbürger und gründete sein eigenes Büro I. M. Pei & Associates in New York City, das heute unter dem Namen Pei Cobb Freed & Partners firmiert.
Seine bekanntesten Werke in Europa sind sicherlich die Pyramide im Hof des Louvre und die Erweiterung hinter dem Deutschen Historischen Museum in Berlin. Viele in den USA und international entstandenen Bauten sind hierzulande weniger bekannt, sind aber eine neue Betrachtung wert – denn so manches wirke heutzutage wieder erstaunlich frisch, konstatierte BauNetz 2017 zum 100. Geburtstag des „Hohepriesters mit entspanntem Wesen“.
Wem Peis globale Architekturproduktion manchmal ein wenig zu sehr am Zeitgeschmack orientiert ist, und wem Louvre oder Zeughaus-Erweiterung zu bekannt sind, der wird mit Interesse auf seine Anfänge zurückblicken, die aktuell etwa im Projekt bauhaus imaginista beleuchtet werden. Dort kann man den jungen Pei als Mittler zwischen chinesischer Bautradition und westlichem Modernismus erleben, als Schüler und Kollegen von Gropius, der zusammen mit Philip Johnson in dessen Meisterklasse lernte und in den 1940er Jahren Projekte entwarf, die viel über die globale Transformation architektonischen Wissens erzählen.
Das ist alles zeitlich ganz nah am Bauhaus dran – und hat vermeintlich wenig mit dem zu tun, was Pei dann später mit seinem Team weltweit baute. 102 Jahre sind eben ein echtes Jahrhundertleben. So gesehen lohnt sich auch ein historisch geschärfter neuer Blick, um im Werk Peis den feinen Verästelungen und gestalterischen Wurzeln der internationalen Moderne des 20. Jahrhunderts nachzuspüren. (gh)
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