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02.05.2019
Beton, Glas, Eiermann
Tischmanufaktur in Karlsruhe
Eine gläserne Manufaktur – diese Bezeichnung stand in den Nullerjahren wohl als Synonym für den Produktionsstandort von Volkswagen in Dresden, den HENN Architekten nach der Wende geplant hatten. Die noblen Karossieren des D1 wurden hier hinter Glas für alle sichtbar hergestellt. Mittlerweile gibt es vom gleichen Büro in Karlsruhe eine Gläserne Softwarefabrik und auch die Arbeitsgemeinschaft um Archis Architekten + Ingenieure (Karlsruhe), Knowspace architecture sowie thinkbuild architecture (beide Berlin) haben sich gemäß Pressemitteilung des Topos einer transparenten Fabrikation von Industriegütern angenommen. Ihr Neubau in Karlsruhe ist jedoch sehr viel kleiner als das Beispiel in Dresden. Denn hier werden Tische hergestellt, und zwar das Modell eines Entwerfers, der selbst vielfach mit dem Motiv der Transparenz gearbeitet hat: Egon Eiermann.
Seit 1965 produziert die Adam Wieland GmbH den berühmten Klassiker von Egon Eiermann in Serie. Firmengründer Adam Wieland hatte einen Entwurf des Architekten aus den Fünfzigerjahren für ein Tischgestell zum Industrieprodukt und Möbelstück unter dem Namen E2 weiterentwickelt. An dem neuen Standort der Firma in Karlsruhe-Knielingen werden nun bislang getrennte Sparten des Unternehmens zusammengefügt: Herstellung, Verwaltung, Verkauf und Logistik.
Wenig lärmbelästigend und platzaufwändig ist die Produktion der E2-Tischgestelle, weshalb die Manufaktur in einem Mischgebiet in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohnbauten angesiedelt werden konnte. Äußerlich fügt sich der weiß verputzte, zweigeschossige Neubau recht unauffällig in die umgebende Bebauung ein. Die Dachterrasse je Obergeschoss verlegten die Architekten in das Innere des länglichen Volumens. An der Straßenfront verweist das vollkommen verglaste, leicht eingerückte Erdgeschoss auf die gewerbliche Nutzung. Die Zufahrt für LKWs planten die Architekten für einen weit in das Grundstück zurückgestellten Anbau.
Das Besondere des Gebäudes spielt sich im Inneren ab. Hier dominieren Glas, die unverputzten Betonwände und die leichte Neigung der Dachflächen. Durch vielfältige Sichtbezüge wird die Manufakturproduktion vom Rundrohr bis zum fertigen Tisch für den Kunden von außen und innen sichtbar. Der neue Showroom mit seiner oval ausgeschnittenen Galerie zum ersten Obergeschoss gewährt Einblicke in die Unternehmensgeschichte. Die Architekten arbeiteten mit einem geringem Budget, und daraus haben sie einen einfachen, klaren – ja transparenten Bau entwickelt. (sj)
Fotos: Daniel Vieser
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Zu den Baunetz Architekt*innen:
KNOWSPACE architecture + cities
archis Architekten + Ingenieure
Kommentare:
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Nur mit Glas schließen die Architekten den Showroom zur Straße hin ab, eine Ovale Galerie öffnet ihn zum Obergeschoss.
Außen ist der Bau recht schlicht.
Selbstverständlich sitzen die Mitarbeiter auch an Eiermann-Tischen.
Und sie haben je Obergeschoss eine große Dachterrasse zur Verfügung.
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