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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Richtfest_beim_Alsenblock_in_Berlin_6029.html

03.11.1999

„Der Marmor des 20. Jahrhunderts“

Richtfest beim Alsenblock in Berlin


Nur zwölf Tage nach dem Richtfest des Bundeskanzleramts (BauNetz-Meldung vom 22. 10. 1999) konnte am 3. November 1999 ein weiteres Richtfest für ein bedeutendes Hauptstadt-Bauwerk gefeiert werden: das des unter dem Namen Alsenblock bekanntgewordenen „Paul-Löbe-Hauses“, errichtet vom Münchener Architekten Stefan Braunfels (nach Wettbewerbsgewinn 1994) in unmittelbarer Nähe zum Reichstagsgebäude für Abgeordnete und Bundestagssausschüsse.
Der Alsenblock ist Bestandteil der auf Axel Schultes und Charlotte Frank zurückgehenden städtebaulichen Figur „Band des Bundes“, die hier Ost- mit West-Berlin verbindet. Die östlich der Spree gelegene Fortsetzung des Alsenblockes, der Luisenblock („Marie-Elisabeth-Lüders-Haus“), wird ebenfalls von Braunfels geplant, der Bau ist aber derzeit noch nicht über das unterste Kellergeschoß hinaus fortgeschritten.

In Anwesenheit von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und Baukommissions-Chef Dietmar Kansy betonte Stefan Braunfels in seiner Ansprache, daß dieses Haus das „größte Sichtbetongebäude sei, das jemals in Deutschland errichtet wurde“. „Beton ist der Marmor des 20. Jahrhunderts“, zitierte er ein Wort von Tadao Ando. Das gesamte Haus sei unter Vezicht auf Fertigteile „aus einem Stück“ in Ortbeton gegossen worden.

Das Paul-Löbe-Haus (Grundriß als Zoom-Bild hinterlegt) bietet auf 32.500 Quadratmetern Hauptnutzfläche (bzw. 81.000 m2 BGF) in insgesamt 950 Räumen Platz für 275 Abgeordnete des Bundestages mit 550 Bediensteten und hält 21 Ausschußsitzungssäle bereit, die teilweise über Besuchergalerien öffentlich zugänglich sein werden. Das Restaurant, das sich in einer runden Sonderform am Spreeufer befindet, wird ebenfalls zugänglich sein.
Das wie ein Doppelkamm organisierte Gebäude hat eine lichte, durch eine Sichtbeton-Rasterstruktur gedeckte lange Halle in der Mitte (Zoom-Bild hinterlegt; Foto: BBB, Uwe Rau). Von diesem Rückgrat aus schieben sich die „Zinken“ des Kammes bis an die äußere Begrenzungslinie des „Bandes des Bundes“. Zwischen ihnen bilden sich jeweils Außenhöfe aus, die anders als beim Kanzleramt nicht verglast sind. Dadurch sind die runden Sitzungssäle, die sich einen jeden dieser Höfe orientieren, von außen gut sichtbar.
Eine Sondersituation ergibt sich zur Spreeseite: Dort weitet sich das Haus mit einem spektakulären, vorkragenden Flugdach, das von überschlanken Rundstützen getragen wird, zu einer pathetischen Eingangssituation auf, die auf einen „Spreeplatz“ zielt. Dieser, durch den Lauf des Flusses unterbrochene Platz wird erst mit der Fertigstellung des Luisenblocks auf der anderen Uferseite räumlich erlebbar sein.
Die Tatsache, daß Braunfels überhaupt erhebliche Teile des Raumprogramms (u.a. die Parlamentsbibliothek) auf die andere Flußseite „auslagern“ konnte, ist maßgeblich dem Wirken der ehemaligen Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth zu verdanken, die sich stets für diesen „Spreesprung“ und damit die Vollendung der städtebaulichen Idee Axel Schultes' eingesetzt hatte.
Die Fertigstellung des Paul-Löbe-Hauses wird für das Jahresende 2000 erwartet; die (gestiegenen) Baukosten werden mit 565 Millionen DM angegeben.

nebenstehendes Bild: Spreeseite (Foto: BBB, Linus Lindner)


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