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25.02.2019
Städtebau am Haus der Statistik
Werkstattverfahren in Berlin entschieden
Das Quartier Haus der Statistik am Berliner Alexanderplatz ist einen großen Schritt weiter gekommen. Heute Mittag wurde der städtbauliche Entwurf für die Entwicklung des mehr als drei Hektar großen Areals vorgestellt. Dieser stammt von Teleinternetcafe und Treibhaus. Die Planungsgemeinschaft aus Hamburg und Berlin ist Sieger eines offenen Werkstattverfahrens, an dem auch Cobe Berlin mit Studio Sörensen Landschaftsarchitektur und ISSS Research Architecture mit Octagon architekturkollektiv und Manmadeland sowie viele Beteiligte aus der Bürgerschaft die vergangenen fünf Monate gearbeitet hatten.
Auf dem Areal soll ein neues Stadtquartier mit soziokulturellen Angeboten und 300 bezahlbaren Wohnungen, gebaut von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte, entstehen. Außerdem wird der Bürokomplex an der Otto-Braun-Straße, das ehemalige Haus der Statistik mit rund 46.000 Quadratmetern Geschossfläche, von der BIM saniert und umgebaut. Dazu war im Sommer 2018 ein Fassadenwettbewerb entschieden worden. Die Schadstoffsanierung hat bereits begonnen, noch in diesem Jahr sollen temporäre Pioniernutzungen einziehen. Weitere 66.000 Quadratmeter sollen für Behördennutzungen – unter anderem für das Bezirksamt Mitte, das derzeit Räume hinter dem Kino International mietet – neu gebaut werden.
Fünf Kooperationspartner, die „Koop5“, sind an dem Projekt beteiligt: das Bezirksamt Mitte, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte und die ZUsammenKUNFT Berlin eG Genossenschaft für Stadtentwicklung. Am 29. Januar 2018 hatten sie einen Kooperationsvertrag zur Quartiersentwicklung abgeschlossen.
Den Plänen von Teleinternetcafe und Treibhaus zufolge sind zwei 15- und 12-geschossige Wohnhochhäuser zur Berolinastraße und ein 16-geschossiger Büroturm zur Otto-Braun-Straße geplant, in den das Rathaus Mitte einziehen soll. Dazwischen spannen sich als „Stadtzimmer“ bezeichnete Innenhöfe, sogenannte Kieznischen, und drei Stadtplätze auf. Zudem zeigt der Plan drei Experimentierhäuser für wechselnde Nutzungen, Dachgärten und Gemeinschaftsterrassen.
Auf der Pressekonferenz war von gemeinwohlorientiertem Fokus, von einer Vielfalt der Räume, von kuratierter Erdgeschossnutzung, von Mobilitätsstrategien, Belangen der Nachbarschaft, Vernetzung und gemeinsamer Nutzung zu hören – und von einer „Abkehr von der alten Liegenschaftspolitik“. In der Tat ist der Planungsprozess bisher einzigartig in Berlin und kann in Ansätzen mit dem Verfahren für das Esso-Areal an der Hamburger Reeperbahn verglichen werden. Klar ist aber auch: Für die viel beschworene Lebendigkeit des Quartiers werden nicht nur bezahlbare Wohnmieten, sondern auch bezahlbare Gewerbemieten entscheidend sein. Dies zwischen Bezirk, Senat und den Mitgliedern der Initiative zu verhandeln und in künftigen Verträgen abzusichern, wird nun ebenso Aufgabe sein wie die Entwicklung des B-Plans auf Grundlage des Siegerentwurfes. Baubeginn wird frühestens 2021 sein, 2024 sollen die ersten Mieter einziehen.
Das Haus der Statistik am Alexanderplatz ist ein 1968 bis 1970 erbauter Bürokomplex, der aus drei Teilen besteht und neun bis zwölf Etagen hoch ist. Seit dem Mauerfall wurde er als Außenstelle des Statistischen Bundesamtes und als Berliner Dienstsitz der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen genutzt. Das Land Berlin hatte das seit 2008 leer stehende Ensemble, das ursprünglich abgerissen werden sollte, 2018 vom Bund gekauft. Eine Anwohnerinitiative und Künstler hatten sich für soziokulturelle Nutzungen engagiert. Daraufhin kamen die Initiative Haus der Statistik und die Berliner Politik überein, wesentliche Teile der bestehenden Bebauung zu ertüchtigen und das Gelände mit Neubauten für Wohnen und Verwaltung zu ergänzen. (fm)
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Das Haus der Statistik am Alexanderplatz ist Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Stadtbausteins mit programmatischer Vielfalt.
Siegerentwurf: Stadtzimmer sollen als gemeinschaftliche Freiräume nachbarschaftliches Miteinander fördern.
Siegerentwurf: Der städtebauliche Entwurf will eine robuste Basis für einen kooperativen, gemeinwohlorientierten Prozess der Raumproduktion bieten.
Siegerentwurf: Kieznischen an der Berolinastraße verknüpfen das Quartier mit der Nachbarschaft.
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