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13.12.2018

Buchtipp: Kampf den Vorschriften

Baugesetze formen. Architektur und Raumplanung in der Schweiz


Die meisten Architekten und Architektinnen schimpfen über Baugesetze. Denn sie sehen sich gezwungen, zunächst mit im rechtlichen Rahmen verankerten Barrieren umzugehen. Das führt dazu, dass sie nicht nach einer architektonischen Lösung eines Problems suchen, sondern nach einer angepassten Lösung entsprechend der baurechtlichen Vorgaben. Baugesetze per se sind aber keine statischen Festlegungen, die inverrückbare Normen fixieren. Sie sind veränderbar. Und sie sollten gerade von praktizierenden Architekten hinterfragt, diskutiert, neu definiert und entworfen werden. Als ein „Aufruf zur Tat“ versteht sich die Publikation „Baugesetze formen. Architektur und Raumplanung in der Schweiz“ von Gregory Grämiger, denn – „wer, wenn nicht die Architekten, können auf Probleme der Baugesetzgebung hinweisen und innovative Lösungsansätze entwicklen?“, so der Autor in seinem Buch, das auf ein vom Bund Schweizer Architekten (BSA) finanziertes Forschungsprojekt zurückgeht.

Die kompakte Publikation, illustriert mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Bildern, führt verständlich in die Komplexität des Themas ein. In drei Abschnitten zeichnet die Ausgabe die Baugesetzgebung der Schweiz nach. „Wieso haben wir nicht achtgegeben?” heißt der erste Teil, der die geschichtliche Entwicklung der Schweizer Bauvorschriften und Raumplanung zusammenfasst und die aktuelle Problematik der Gesetzgebung schildert. Hier lernt man, dass bereits das erste bundesweite Raumplanungsgesetz (RPG) ein noch heute dringliches Problem in der Schweiz, nämlich die Zerteilung des Landes, bremsen sollte. Ohne Erfolg. Darauf folgten mehrere Initiativen und Korrekturen im Gesetzestext. Doch nach Schätzung des Bundes wird es noch zwanzig Jahre dauern, bis die kommunalen Bau- und Zonenordnungen revidiert werden – „Genügend Zeit also, damit sich auch Architektinnen und Architekten aktiv in den Diskurs einbringen“, bemerkt der Autor zurecht.

Im zweiten Teil bespricht Gräminger einzelne Themen und Fallbeispiele, die mögliche Lösungswege aufzeigen oder exemplarisch für Problemstellen der aktuellen Baugesetzgebung sind. Konkrete Projekte – wie etwa das Zentrum Kirchgasse von Max Dudler, das Richtli-Areal von Vittorio Magnago Lampugnani oder das Haus mit Seeblick von Christian Kerez – verdeutlichen Vor- und Nachteile der Nutzungspläne, Sondernutzungspläne und Zonenpläne sowie Verordnungen beispielweise über die maximale Gebäude- und Firsthöhe. Der Entwurf für die Zonenplanung der Gemeinde Glarus Nord, entwickelt von Peter Märkli und Rita Illien, veranschaulicht wiederum Potentiale der ortsspezifischen Regelungen.

Mit der Feststellung „Die Form folgt heute meist dem Gesetz“, fängt der letzte Abschnitt des Buches an, der neue Ziele, Instrumente und Ideen für die Revision der Schweizer Baugesetzgebung sammelt. Damit liefert der Autor die Grundlage für weitere, ausführlichere Diskussionen. Einen möglichen Vorschlag, der die weitere Zersiedlung stoppen soll, macht Gregory Grämiger direkt: Er fordert die Bildung von neuen, kontextspezifischen Zonen. Sein Ansatz kann öffentlich auf einer Online-Plattform diskutiert werden. Darauf werden auch andere aktuelle Ereignisse zum Thema Baugesetzgebung gemeldet und nach einzelnen innovativen Lösungen gesucht.

Text: Mariam Gegidze

Baugesetze formen. Architektur und Raumplanung in der Schweiz
Gregory Grämiger
70 Seiten
gta Verlag, Zürich 2018
ISBN 978-3-85676-385-5
25 Euro


Zum Thema:

www.baugesetze-formen.ch


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