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30.10.2018
Ein Haus wie ein Möbel
Movable House von Rahbaran Hürzeler in der Schweiz
Mobil sollte das Haus sein, wie ein Möbelstück, dass sich einfach auf- und wieder abbauen lässt. Ein kleines, bewegliches Haus, geeignet für alle möglichen Umgebungen, Wald, Wiese und Stadt. Unter dem Titel „Movable House“ entwarfen Rahbaran Hürzeler Architekten aus Basel ein eben solches Haus: leicht, zerlegbar, gut zu transportieren und dennoch kein Provisorium. Es passt auf zwei Lastwagen.
Die Idee ist nicht neu. Sie heißen Portable Houses, Mobile Homes oder Tiny Houses, sind inspiriert von Zelt, Wohnmobil oder Hausboot. Kleine, aufs Nötigste reduzierte, transportable Häuser wurden und werden überall auf der Welt entwickelt, viele aber schaffen es über den Zustand eines Prototypen nicht hinaus. Oder bleiben am Ende doch als Fertigteilhaus an Ort und Stelle.
Rahbaran Hürzelers Entwurf ist Architektur ohne Ort, konzipiert ohne räumliche Referenz. Auch weil es anfangs gar kein Grundstück gab. Inzwischen steht der gläserne Pavillon in einem Reihenhausquartier im schweizerischen Riehen. Aufgebaut im elterlichen Garten des Bauherrn, der mit Familie einzog. Der Bauherr, Nico Ros, Partner bei ZPF Ingenieure und unter anderem bei der Planung des Kinderspitals von Herzog & de Meuron in Zürich tätig, war an der Tragwerksplanung seines Hauses mitbeteiligt.
Der 100 Quadratmeter große, quadratische Grundriss gliedert sich in vier sogenannte Kerne, verbunden durch eine Rotunde. Wohnen, Schlafen, Arbeiten, Kinderzimmer – die Nutzung der Räume ist flexibel. In den innenliegenden Elementen sind Bad, Gästetoilette und Küche untergebracht. Die ganze Konstruktion beruht auf vier tragenden Holkernen, die sich aus Furnierschichtholz aus Baubuche zusammensetzen. Gedämmte Fichtenholzelemente und dreifachverglaste Holzfenster bilden die Außenhaut.
Die auskragenden Dachelemente sind, um Gewicht zu sparen, nur sechs Zentimeter dick, bestehen aus fünf vorfabrizierten Betonelementen, ebenso die Bodenplatte. Alles ist lose: Die Bodenplatten liegen nur auf, Schrauben halten die Dachelemente zusammen. Wachs- und Salzmodule im Boden speichern Wärme und Kälte, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt Strom, eine Wärmepumpe mit Wärmetauscher die Wärme.
Alles an diesem Haus ist reduziert und minimiert, nichts ist verkleidet oder verputzt, Leitungen liegen sichtbar auf den Wänden, es gibt weder Fußleisten noch Tapete oder Gipskarton. Der zehn mal zehn Meter große Grundriss ist optimiert: 97 der 100 Quadratmeter sind Nutzfläche. Und so ist der Glaspavillon auch ein Experiment: Ein Jahr lang messen Forscher der Fachhochschule Nordwestschweiz den Verbrauch von Heizung, Wasser und Strom und prüfen, ob sich Decken- und Bodenelemente bewähren.
In nur zehn Tagen war das Movable House aufgebaut, rechnet man Erdarbeiten, Kanalisation und Fundament hinzu kommt man auf zwei Monate, trotz fehlenden Kellers. Denn auch ein transportables Haus braucht einen festen Stand, dazu Wasser-, Abwasser- und Stromanschluss. Umgerechnet knapp 400.000 Euro zahlte der Bauherr für seinen Pavillon, ohne Fundament oder Grundstück. Der Preis für den mitunter teuren Boden käme noch obendrauf. (kat)
Fotos: WEISSWERT, Rahbaran Hürzeler Architekten
Video:
MOVABLE HOUSE, Rahbaran Hürzeler Architekten from Claire Morin, Matthias Indermaur on Vimeo.
Video von WEISSWERT für Rahbaran Hürzeler Architekten
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Das Movable House ist in zerlegbarer Leichtbauweise errichtet, sodass es ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden kann.
In nur zehn Tagen wurde das Haus aufgebaut, Holzkonstruktion und Dach brauchten nur zwei Tage.
Vier vorfabrizierte Holzelemente aus 4 Zentimeter dickem Buchenholz tragen die Konstruktion.
Das Gebäude, das ortsunabhängig geplant wurde, soll durch die Verglasung über Eck Bezüge zur Umgebung herstellen.
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