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12.09.2018

Alltagsfreuden

Seniorenheim bei Basel von Dominique Coulon


Wer sich schon mal durch das Angebot an Seniorenheimen geklickt hat, der weiß: Alt werden ist insbesondere für ästhetisch sensible Menschen kein Vergnügen. Im hochpreisigen Segment wartet neokonservative Pseudoarchitektur, im erschwinglichen Bereich billige Massenware. Man kann vielleicht noch hoffen, in einem gelungenen Nachkriegsbau wie dem Altenzentrum St. Hildegard von Gottfried Böhm unterzukommen. Aber architektonisch und typologisch interessante Neubauprojekte wie beispielsweise Guedes Cruz Arquitectos eines bei Lissabon realisiert haben, sind hierzulande extrem selten.

Es gibt allerdings auch in unseren Breitengraden Ausnahmen, und ein Büro, das sich um das Thema schon mehrfach verdient gemacht hat, ist Dominique Coulon & Associés mit Sitz in Straßburg. Kürzlich folgte nun ein weiteres außergewöhnliches Projekt von Coulon für alte Menschen. Im französischen Huningue im Großraum Basel entstand direkt am Rhein ein Wohnheim. Dieses kommt zwar auf den ersten Blick eher zurückhaltend daher, es macht aber gerade in seinen Details Freude. Das Gebäude ist Teil eines größeren Clusters ähnlicher Einrichtungen gegenüber des geographischen Dreiländerecks und des Rheinhafens. Eine abwechslungsreiche Aussicht ist also garantiert.

Der Neubau mit seinen zwei oberirdischen Geschossen und einer Tiefgarage präsentiert sich zur Straße als gedrungenes kantiges Backsteinvolumen, dessen beide Teile durch ein gläsernes Atrium verbunden sind. Gegliedert wird die Fassade durch großformatige Festverglasungen, die jeweils mit einer Lüftungsöffnung eine Einheit bilden, die sich hinter perforiertem Mauerwerk versteckt. Straßenseitig ist außerdem ein Sockel aus rotem Beton zu erkennen, der unter anderem einen tiefergelegenen Petanqueplatz umschließt.

Der rote Beton dient auch als Hinweis auf das Innere, wie man beim Betreten erkennt. Dort setzt er sich in den öffentlichen Bereichen als akzentuierendes Material fort, das im Zusammenspiel mit hellem Holz, weißen Wänden und wiederum rötlichen Terrakottaplatten eine ebenso aufgeräumte wie warme Atmosphäre erzeugt. Eine großzügige Treppe, um die herum sowohl die Zimmer als auch die öffentlichen Bereiche angeordnet sind, soll das Zusammenleben der Bewohner befördern. Ein Aufzug steht natürlich ebenfalls zur Verfügung.

Die Grundanlage der Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss ist entlang einer Achse in Richtung des Rheins angelegt, so dass man vom Eingang auf kürzestem Weg zur Aussichtsterrasse kommt. Die verschiedenen Bereiche sind dabei offen ineinander verschränkt, was unterschiedliche Wege und Durchblicke zulässt. Heimliches Zentrum des Gebäudes, zumindest im Winter, dürfte dabei ein kleinformatiger Kachelofen sein, der auf dunkelgrüner Keramik steht – ein weiterer Beweis, dass die Architekten hier die Annehmlichkeiten des Alltags über die große Geste gestellt haben. (sb)

Fotos: Eugeni Pons


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