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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Kinetisches_Mehrfamilienhaus_von_Manuel_Herz_5480519.html

28.08.2018

Mechanisches Ballett in Zürich

Kinetisches Mehrfamilienhaus von Manuel Herz


Ist das Kunst oder kann man darin wohnen? Der extravagante Bau, den Manuel Herz mit seinem in Basel ansässigen Büro im Zürcher Villenstadtteil Seefeld am Ostufer des Zürichsees entworfen hat, ist tatsächlich ein Mehrfamilienhaus mit fünf Wohnungen, auch wenn er auf den ersten Blick wie eine riesige bewegliche Installation anmutet. Der Name des Projekts, Ballet Mechanique, ruft Assoziationen zum gleichnamigen dadaistischen Stummfilm von Fernand Léger wach, als Inspirationsquelle nennt Herz zudem die kinetischen Skulpturen von Jean Tinguely. Auch Auftraggeberin und Standort verweisen direkt auf einen Kunstkontext: Der Neubau befindet sich im wilden Garten des Grundstücks der Künstlerin, Kunstsammlerin und Mäzenin Katrin Bechtler, die in der hier befindlichen Villa aus dem 19. Jahrundert und darum herum ihr „Architektur-Kunstbaustellenprojekt“ Chemicalmoonbaby betreibt.

Sie ist ein großer Fan von Manuel Herz, der unter anderem mit seinem 2010 realisierten Entwurf der Neuen Synagoge in Mainz und als Ko-Kurator des Westsahara-Pavillons bei der Venedig-Biennale 2016 für Aufsehen sorgte. Auf Bechtlers Einladung realisierte er in ihrem Garten ein Haus, dessen fassadenbildende Fensterelemente sich mithilfe eines hydraulischen Mechanismus wie Briefumschläge nach allen vier Seiten öffnen und wieder schließen lassen, sodass sich der Charakter des Gebäudes quasi stündlich ändern kann – je nachdem, wer gerade zuhause ist und die Luken auf oder zu hat. Geld spielte bei diesem aufwendigen Projekt keine Rolle – allein die „tanzende“ Fassade kostete gut 900.000 Euro, wie die New York Times in einem Artikel über den Bau vermeldet.

Das Ganze weist starke Parallelen zu einem anderen architektonischen „Gesamtkunstwerk“ auf, das nur wenige hundert Meter entfernt liegt: das Mitte der 60er Jahre erbaute Heidi Weber Museum – Centre Le Corbusier. Es ist das letzte Gebäude, das Le Corbusier entwarf – im Auftrag der Bauherrin Heidi Weber, auch sie Kunstsammlerin, Galeristin, Mäzenin. 2014 ging das frühere Privatmuseum allerdings in den Besitz der Stadt Zürich über – das 50-jährige Baurecht war abgelaufen. Ab 2019 soll es unter dem neuen, von Heidi Weber angefochtenen Namen Pavillon Le Corbusier vom Museum für Gestaltung bespielt werden.

Le Corbusiers avantgardistischer Bau gleicht mit seinen farbenfrohen kubischen Stahl- und Glaselementen unterm expressiv aufgeständerten Dach einer konstruktivistischen Plastik – eine Formensprache, an die Manuel Herz direkt anknüpft. Auch sein Bauwerk verfügt über eine kubische Form mit einfacher Geometrie, die von der facettenreichen Metall-Fassade kontrastiert wird. Im geschlossenen Zustand schimmert sie in einem edlen Champagnerfarbton, wenn sich die Klappen öffnen, kommen deren kolorierte Innenseiten zum Vorschein, die in zwanzig unterschiedlichen Rot- und Blautönen leuchten. Eine Mischung aus statischen und beweglichen Elementen bis hin zu ausklappbaren Balkonen lässt immer neue Farbkompositionen und Silhouetten entstehen.

Nicht zuletzt sei das Gebäude auch eine Hommage an einen eindrucksvollen alten Baum, der früher an dieser Stelle des Gartens stand und dem Bau weichen musste, so Manuel Herz. Die beweglichen dreieckigen Elemente mit den abgerundeten Ecken könnten als abstrakte Blätter, die sich im Wind bewegen, verstanden werden. Sind sie geöffnet, erweitert sich der Wohnraum in den Garten, die geschlossenen Flügel hingegen bringen Farbe ins Innere – das Fenster als abstrakte Malerei. Wer immer hier auch einzieht, es werden Kunstliebhaber sein. (da)

Fotos: Yuri Palmin


Video:


046_VID_20180820_BM from Manuel Herz on Vimeo.



Zum Thema:

www.chemicalmoonbaby.com


Kommentare:
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Kunstobjekt oder Wohnhaus? Der von Manuel Herz in Zürich entworfene Bau lässt die Grenzen verschwimmen.

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Der Kubus verfügt über eine bewegliche Fassade, deren Fensterelemente hydraulisch geöffnet werden können.

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Wenn die Klappen ausfahren, kommen rote und blaue Farbflächen zum Vorschein.

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Sie bringen auch Farbe ins Innere der Wohnräume – das perfekte Heim für Kunstliebhaber.

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