- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
24.07.2018
Gläserner Abschied
Projekt für Aussegnungshalle von HofmanDujardin
Niederländer haben ein vergleichsweise entspanntes Verhältnis zum Tod, was unter anderem darin zum Ausdruck kommt, dass laut einer Umfrage rund 70 Prozent aller Erwachsenen die Finanzierung und Organisation ihres eigenen Begräbnisses geregelt haben. Auch die Beerdigungen selbst zeichnen sich – so ist zu lesen – durch einen sehr informellen Charakter aus, bei dem das Leben des Verstorbenen im Mittelpunkt steht.
Wie jedoch das Architekturbüro HofmanDujardin (Diemen) durch persönliche Erfahrungen herausgefunden hat, ist die niederländische Friedhofsarchitektur für solche zeitgenössischen Formen des Abschieds oft nicht geeignet. Vielleicht gibt es eine schöne alte Kapelle, die dann aber keinen Platz für ein gesprächiges Beisammensein bietet? Oder es wurde zwar ein konfessionsneutraler Empfangsraum eingerichtet, der dann aber über keine spirituellen Qualitäten verfügt? Und was ist eigentlich mit der heute immer öfter erwünschten Technik für audiovisuelle Präsentationen?
HofmanDujardin schlagen vor diesem Hintergrund eine integrierte Lösung vor, die sich mit Erinnern, Abschied nehmen und das Leben feiern nach den Motiven vieler Begräbnisrituale richtet. Über einem rechteckigen Grundriss konzipieren sie ein gläsernes Volumen mit geschlossenen Seiten, das die Aussegnungshalle in den Mittelpunkt rückt. Deren Wände sind konvex gestellt, was sowohl für kleine als auch große Gruppen Intimität schaffen soll. Hinter dem Sarg öffnet sich das Volumen schließlich zur Natur, womit gewissermaßen die Enge des irdischen Daseins symbolisch überwunden wird. Durch die konvexe Halle ergeben sich im Rechteck außerdem zwei weitere Räume mit gekurvten Rückwänden. Von denen ist der eine mit wandfüllenden Displays als ephemerer Gedenkort konzipiert, während der andere Raum für die Zusammenkunft der Begräbnisgesellschaft genutzt werden kann.
Der Entwurf der Architekten ist dabei wohl eher als schematischer Ansatz denn als konkretes Projekt gedacht, fehlen im Plan doch alle weiteren, vermutlich notwendigen Nebenräume. Sie geben aber zumindest dahingehend interessante Impulse, dass sich mit den Begräbnisritualen eben auch die Architektur ändern muss. (sb)
Kommentare:
Kommentare (5) lesen / Meldung kommentieren